Leeres Kreuz - leeres Grab

Von Pfarrer i. R. Sven Dreiser
Die Geschichte von Tod und Auferstehung des Wanderpredigers Jesus aus Nazareth haben in meinem Wohnort Rieden in der Nähe der Abtei Maria Laach auch in diesem Jahr wieder mehr als 250 Mitwirkende bei den Passionsspielen auf die Bühne gebracht. Übrigens seit über 100 Jahren.
Mit viel Leidenschaft sind Kinder und Jugendliche, Frauen und Männer in die verschiedenen Rollen geschlüpft und haben sich in Menschen vor fast 2000 Jahren verwandelt. Sie haben die Geschichte von den letzten Tagen Jesu erzählt. Besonders die Szene, in der Jesus vom Kreuz heruntergelassen wird in die Arme seiner trauernden Mutter, haben mich auch dieses Jahr wieder innerlich sehr berührt. Und natürlich die Schlussszene mit dem aus dem Grab Auferstandenen und dem Choral „Christus ist erstanden!“ (GL 779).
Das geht zu Herzen, weil allein darauf unser Glauben gründet. Ohne das leere Kreuz und das leere Grab wären auch Glaube, Hoffnung, Liebe leere Worte und ohne Leben. Ohne das leere Kreuz und das leere Grab gäbe es heute keine christliche Kirche. Keine Gemeinschaft in den verschiedenen Gottesdiensten und keine Seelsorge mit ihrem Trost, Menschen zu ermutigen und weiterleben zu lassen. Keine Diakonie und Caritas, die sich in vielen Hilfsangeboten darum bemühen, in jedem Suchenden und Bedürftigen das Angesicht Jesu zu sehen.
Ohne das leere Grab gäbe es keine Menschenwürde als Maßstab von Politik und Gesellschaft, die von der biblischen Tradition der Gottebenbildlichkeit des Menschen inspiriert ist.
Und so schmerzt es auch, wenn diese Werte und Erfahrungen auch in unserem Gemeinwesen verächtlich gemacht und nicht mehr als Maßstab für das Handeln der Menschen angesehen werden. Diesen Schmerz dürfen Christinnen und Christen und mit ihnen die vielen Menschen guten Willens nicht der Sprachlosigkeit überlassen.