Zwischen Klimanotstand und Erntedank

Von Schulpfarrer Alfried Hopfgartner
Evangelischer Kirchenkreis Koblenz

Obst und Gemüse, Brot und Sonnenblumen- am Erntedankfest ist die Kirche reich geschmückt. Der Dank für die Ernte steht im Mittelpunkt – und dazu Dank für alles, was gelungen ist. Es ist ein schönes Fest, wir bringen Dankbarkeit und Freude zu Gott. Dankbarkeit für Gottes gute Schöpfung, die Fruchtbarkeit der Böden, die Schönheit und den Reichtum der Natur. Davon leben wir, davon lebt alles Lebendige. Autos und Handys kann man nicht essen! Alle guten Gaben aber, jede Ernte sind das Geschenk Gottes. So entdecken wir am Erntedankfest Dankbarkeit für jedes Wachsen und Gedeihen, auch in Beruf und Familie. So freuen wir uns am Erntedank über jede Nachhaltigkeit und Menschlichkeit in Politik und Ökonomie. Diese Freude verschließt nicht die Augen vor dem, was all dies in Frage stellt. Raubbau an Mensch und Natur, Wohlstand auf Kosten der Zukunft unserer Kinder. Mitten unter hungernden Menschen unterbricht Jesus seine Predigt vom Reich Gottes damit das Reich Gottes zur Wirklichkeit wird (Mk8). Seine Jünger sind ratlos, es ist nicht genug für alle da, Armut und Hunger, so ist die Welt nun mal. Und dann geschieht ein Wunder. Jesus bringt sie dazu alles zusammenzulegen. Er dankt Gott für das „Wenige“ und lässt es an alle austeilen: Alle werden satt! Von Jesus lernen heißt danken und teilen lernen. Gottes Großzügigkeit steckt an. Nicht Resignation, kein ängstliches Anhäufen von Wohlstand sind die Antwort auf die Not von Mensch und Schöpfung. Die Schöpfung zu bebauen und zu bewahren, dazu ist der Mensch geschaffen und befähigt (Gen.2). Mit Dankbarkeit und Freude an Gott und seiner Schöpfung ist dies auch heute möglich: Nachhaltigkeit und Menschlichkeit in Wirtschaft, Konsum und sozialem Miteinander. So ist das Erntedankfest in die heutige Zeit übersetzbar und danach richten sich das Haushalten und Handeln unserer Kirchengemeinden. Als Christ werde ich am Sonntag deshalb auch dankbar sein für den Mut der politischen Gemeinde in Koblenz den Klimanotsand auszurufen und bitte um Gottes Segen für die beschlossenen 30 Maßnahmen. Ebenso bin ich dankbar für die jungen Menschen die uns freitags immer wieder zeigen um was es jetzt geht: Die Bewahrung der Schöpfung und eine verantwortungsvolle Gestaltung der Zukunft. Es ist höchste Zeit! In diesem Sinne wünsche ich uns allen, der Christen- und Bürgergemeinde, ein gesegnetes Erntedankfest.

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