Zwischen Jetlag und Herbstblues

Von Rolf Stahl, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz

Von Superintendent Rolf Stahl, Koblenz

Immer noch sind bei mir nicht alle Uhren umgestellt. Bei manchen ging es automatisch. Bei anderen muss ich jedes Mal neu überlegen, wie es geht. Bei manchen habe ich aufgegeben, es überhaupt zu versuchen. Es gibt einige Uhren in meinem Alltag: am Herd, an der Heizungssteuerung, im Auto, im Telefon, am Handgelenk und sicher noch einige andere mehr. Nach der offiziellen Zeitumstellung am letzten Sonntag im Oktober herrscht bei mir noch eine Zeitlang eine gewisse Zeitverunsicherung. Wie spät ist es wirklich? Ist es doch eine Stunde früher? Geht die Uhr richtig? Bin ich schon wieder zu spät? Ich kontrolliere die Zeit in dieser Zeit öfter als sonst. Das gehört für mich zum Herbstblues. Erst allmählich stellt sich wieder mein altes Zeitgefühl ein. Der Jetlag nach der Zeitumstellung geht irgendwann vorbei. Ich traue den Uhren um mich herum wieder entspannter. Obwohl mich das Ganze manchmal nervt, möchte ich es auch nicht missen. Im Herbst freue ich mich auf die eine Stunde länger schlafen und im Frühjahr, dass es plötzlich länger hell ist. Ich kenne die komplexen politischen und ökonomischen Diskussionen um den Sinn dieser von uns Menschen erdachten Zeitumstellung. Es wird wohl noch eine Zeit dauern, bis sich zuständige Parlamente und Regierungen endgültig entscheiden, sie abzuschaffen oder beizubehalten. Bis dahin nehme ich sie als heilsame Unterbrechung meines Zeitgefühls. Die Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit sind kleine Denkzettel. Zeit ist keine Selbstverständlichkeit. Sie ist ein großartiges Geschenk und kostbares Gut. Unsere Zeit hängt nicht an unseren Uhren. Sie steht in Gottes Hand.

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