Zwischen Himmelfahrt und Pfingsten

Pfingstsonntag

von Schulpfarrerin Ruth Stein,
Evangelischer Kirchenkreis Koblenz

Die seltsamste Phase im Kirchenjahr sei der Zeitraum zwischen Himmelfahrt und Pfingsten, hat ein Theologe festgestellt. Seltsam, weil Jesus gen Himmel entschwunden, also weg ist (Himmelfahrt!), und der Heilige Geist noch nicht auf die Jünger herabgekommen (Pfingsten!). Zehn Tage, in denen die Jünger ohne Jesu Gegenwart, aber auch ohne den versprochenen Tröster auskommen mussten. Vielleicht haben sie sich genauso kraft- und mutlos gefühlt, wie sie kopf- und ziellos agiert haben mögen. Diese denkwürdige Phase des Kirchenjahres endet mit dem Pfingstfest, aber von ´seltsamen Zeiten` sprechen viele Menschen heute nicht im Blick aufs Kirchenjahr, sondern seit längerer Zeit und sicher auch über Pfingsten hinaus.  Die Grundfesten unserer Weltordnung verschieben sich gerade, politische Führungsansprüche ändern sich grundlegend und moralische Gewissheiten weichen auf. Die täglichen Nachrichten verursachen Wut oder Trauer - meist beides-, auf jeden Fall aber ein Gefühl tiefer Hilflosigkeit. So etwas wie ein Pfingstereignis täte jetzt gut: etwas, das Trost spendet, eine Kraftquelle, aus der wir neuen Mut schöpfen und Zuversicht.

Auf dem Kirchentag Anfang Mai habe ich Mariann Budde erlebt, die Bischöfin, die den amerikanischen Präsidenten bei seinem Einführungsgottesdienst gebeten hat, Erbarmen walten zu lassen. Auf Nachfrage erzählte Budde, dass sie sehr nervös gewesen sei vor dem besagten Gottesdienst, dass sie lange an ihrer Predigt gefeilt habe.  Zwei ebenso kluge wie simple Aussagen von ihr haben mich tief beeindruckt: einmal sagte sie, dass wenn sie Angst habe oder nervös sei, sie Gott bitte, dieses Gefühl von ihr zu nehmen und durch eine gute Empfindung zu ersetzen. Und dann stellte sie schlicht fest: ´Für Christen ist Hoffnungslosigkeit keine Option.`

Sollten Sie zu Pfingsten ebenso geistreiche wie kraftvolle Inspiration suchen, im Netz lassen sich die Auftritte Buddes auf dem Kirchentag in Hannover finden,  – und vielleicht springt der Funke ja über!

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