„Zwischen den Zeiten“

Von Pfarrerin Stefanie Martin, Koblenz

Von Pfarrerin Stefanie Martin, Koblenz

Die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr sind sehr besonders. Eine Zeit auf der Grenze, zwischen den Zeiten. Wir sehen, was sich im vergangenen Jahr alles verändert hat, persönlich und familiär, im Freundes- und Bekanntenkreis, gesellschaftlich wie politisch.

Der Rückblick, die Erinnerungen, sie zeigen auch Verirrungen, Verluste, Niederlagen, Ausweglosigkeiten. Nicht nur Gelungenes. Es ist immer beides da in unserer Lebensgeschichte. Enttäuschte Hoffnung einerseits und Zufriedenheit über Erreichtes andererseits. Erfolge und verpasste Gelegenheiten, unverhofftes Gelingen und hart erarbeitetes Glück.

Mehr als sonst im Jahr ist man bereit innezuhalten und sich aufrichtig mit sich selbst zu befassen, um die Motive und Folgen seines Tun und Lassens zu erkennen und sich dafür verantwortlich zu wissen.

Denn das neue Jahr steht vor der Tür und man will bereit dafür sein. Alljährlich es ist so, als bekomme man eine neue Chance. Und man will natürlich diesmal alles besser machen. Aber es bleibt ein Gang ins Ungewisse, in das unentdeckte Land, die Zukunft.

Es kann so vieles passieren, was wir nicht in der Hand haben, persönlich, familiär, gesellschaftlich und politisch, was alle unsere Pläne über den Haufen wirft. Hoffnung und Sorge, Zuversicht und Angst liegen eng beieinander in diesen Tagen zwischen den Jahren.

Der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer hat uns ein Gedicht geschenkt, das angesichts eines Jahreswechsels im Winter 1944/45 entstand. Zu dieser Zeit saß er als Mitglied einer Widerstandsgruppe gegen Hitler im Gefängnis. Er spricht darin von einem grenzenlosen Vertrauen, das wir mit ihm teilen können.

Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

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