Zuversicht – ich weiß nicht … oder doch?!
11. Sonntag nach Trinitatis
Ute Lohmann
Schulpfarrerin an der BBS Wirtschaft Koblenz
Ein neues Schuljahr hat vor zwei Wochen begonnen. Viele sind sicher mit großen Hoffnungen und viel Zuversicht in diese Zeit gestartet. Ob das jetzt immer noch so ist? Haben wir noch Hoffnung, sind wir noch zuversichtlich, nicht nur in der Schule?
Wenn ich mich so umsehe und -höre – bin ich alles andere als zuversichtlich:
Menschen werden grundlos mit Messern attackiert; das Frühjahr war zu warm und zu trocken, der Sommer durchwachsen und in einigen Ländern brannten die Wälder; im Gaza Streifen kommen humanitäre Hilfen nicht an; das Kriegsgeschehen in unserer Nähe und in der Ferne nimmt kein Ende, es wird sogar weiter aufgerüstet.
Da soll ich zuversichtlich sein? Da soll ich Hoffnung haben?
Wenn ich mich zu umsehe und -höre – komme ich mit meiner Zuversicht an Grenzen:
Erholt von den Ferien und gestärkt aus dem Urlaub, weiß ich genau, dass der Alltag mich bald wieder einholt; wie werden wir mit ChatGTP und der KI im (Schul)alltag umgehen, so dass die SuS dennoch lernen? Was wird noch so alles auf uns zukommen, in der Wirtschaft, in der Politik, im Kleinen und Großen?
Da soll ich zuversichtlich sein? Da soll ich Hoffnung haben?
Wenn ich mich so umsehe und -höre – worauf kann ich meine Zuversicht gründen?
Zuversicht, im biblischen Sinne, bedeutet ein tiefes Vertrauen in Gott und seine Verheißungen zu haben, unabhängig von den Umständen, denen ich mich gegenübersehe. In Hebräer 11,1 wird der Glaube als „eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht“ beschrieben. Diese Definition zeigt, dass Zuversicht eng mit dem Glauben verbunden ist. Zuversicht zu haben meint hier darauf zu vertrauen, dass Gott seine Versprechen hält, auch wenn die Erfüllung dieser Versprechen noch nicht sichtbar ist.
Zuversicht lässt auch da hoffen, wo nach menschlichen Maßstäben nicht viel zu hoffen ist. Wenn ich an diesen Punkt mit wenig Zuversicht und Hoffnung komme, dann rufe ich mir das Gleichnis vom Feigenbaum (Lk 13) ins Gedächtnis:
Es hatte einer einen Feigenbaum, der war gepflanzt in seinem Weinberg, und er kam und suchte Frucht darauf und fand keine. Da sprach er zu dem Weingärtner: „Siehe ich bin nun drei Jahre lang gekommen und habe Frucht gesucht an diesem Feigenbaum, und finde keine. So hau ihn ab! Was nimmt er dem Boden die Kraft?“ Er aber antwortete und sprach zu ihm: „Herr, lass ihn noch dies Jahr, bis ich um ihn grabe und ihn dünge, vielleicht bringt er doch noch Frucht!“
Mit dieser Zuversicht jenes Weingärtners möchte ich nicht nur in der Schule starten und mutig und kraftvoll sein, sondern auch durch mein Leben gehen. Eben darauf vertrauen, dass Gottes Versprechungen sich erfüllen werden.
Mit dieser Zuversicht wandelt sich der Blick und ich erkenne die Potentiale in den Menschen und im Leben.
Mit dieser Zuversicht kommt man ins Handeln und es kann sich so manches verändern im Alltag, im Umgang miteinander und weltweit. Guter Gott, hilf mir dabei.
