Zur großen Freiheit
Von Pfarrer Gerd Götz,
Evangelische Kirchengemeinde Vallendar
"Zur Freiheit hat uns Christus befreit" - so schreibt es Paulus an die Gemeinden in Galatien. Freiheit - ein Sehnsuchtswort. Damals wie heute. War es damals die Freiheit im Glauben, die Paulus hier anspricht, sind es auch immer wieder andere Freiheiten gewesen, mal große, mal kleine, die die Menschen ersehnt haben.
Heute ist es für uns vielleicht schon die Freiheit, sich in der Eisbude ein Eis zu holen. Oder einfach mal wieder in einem Geschäft zu stehen und sich was anzuschauen und es berühren zu können. Nicht nur virtuell im Internet. Und wie viele Freiheiten ersehen wir uns noch? Die Liste ist lang in diesen Tagen.
Freiheit wird meist erst dann deutlich, wenn sie weg ist. Sie droht oft im Selbstverständlichen unterzugehen.
Da finde ich die Fastenzeit sehr hilfreich. Ist sie doch die Einladung, über Freiheit nachzudenken. Die Freiheit in den Blick zu nehmen. Und sich die Freiheit zu nehmen, ganz frei auf manche Freiheiten zu verzichten.
Vielleicht ergeben sich dann auch Freiräume, um über die eigene Freiheit hinauszudenken. An die Freiheit der anderen. Oder andersdenkenden. Hier und in der ganzen Welt. An manchen Orten muss Freiheit auf der Straße erkämpft werden. Oder ist durch fehlende Möglichkeiten erst gar nicht da. Die Freiheit zu essen. Ein Stück Brot, eine Schale Reis. Die Freiheit sauberes Wasser zu haben oder überhaupt eine medizinische Versorgung. Von Impfstoffen ganz zu schweigen.
Und wir haben auch die Freiheit zu fragen, wo wir am Fehlen der Freiheit für andere beteiligt sind. Wo wir das mit verursachen. Auch durch die Kleidung, die wir eben noch ganz frei in Händen gehalten haben. Durch die Blumen, die wir verschenken und die anderen das Wasser nehmen, um zu überleben.
Nehmen wir uns die Freiheit. Aber nehmen wir sie anderen nicht weg. Denn die Größe der Freiheit misst sich daran, ob sie für alle gilt. Im Glauben und im Über-Leben