Zerbrechlicher Frieden

Von Militärdekan Dr. Roger Mielke Evangelisches Militärpfarramt Koblenz III (Zentrum Innere Führung)

Von Militärdekan Dr. Roger Mielke
Evangelisches Militärpfarramt Koblenz III (Zentrum Innere Führung)

„Die Frucht der Gerechtigkeit aber wird gesät in Frieden für die, die Frieden stiften.“ Jakobus 3,18

„Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst.“ Jesaja 9,5

Die Welt hielt den Atem an und blickte auf den Persischen Golf, als der iranische General Soleimani auf Geheiß des US-Präsidenten getötet wurde. Die bange Frage: Schlittern wir unversehens in einen Krieg mit unabsehbaren Folgen? Ein Blick auf die Preisschilder an den Tankstellen lehrte auch die politisch weniger Interessierten, dass sich etwas tut: Innerhalb von 24 Stunden stiegen die Benzinpreise um 10 Cent an. Wir leben in einem sehr zerbrechlichen Frieden. Die Spannungen steigen.

Dabei scheint die Verantwortung für den Frieden kein Thema zu sein, das Massen mobilisiert. Das Megathema unserer Tage ist der Klimawandel. „Fridays for Future“ bringt Hunderttausende auf die Straßen. Natürlich: Kriege und Klimakrise sind eng miteinander verbunden. Einfache Lösungen und Patentrezepte haben wir nicht. Politische Antworten können nur in geduldiger Kleinarbeit gefunden werden. Die Bibel weist aber auf grundlegende Zusammenhänge hin.

Das eine: Friede und Gerechtigkeit sind Geschwister. So umstritten es im Einzelnen immer wieder ist, was „gerecht“ ist, im Kern geht es um die berechtigten Ansprüche auf das Lebensnotwendige. Und das andere: Friede muss „gestiftet“ werden, das heißt: Frieden ist angewiesen auf Menschen, die aus dem Frieden Gottes und im Frieden des Herzens leben. Das ist die tiefe Gewissheit, dass diese Welt geborgen ist in der Liebe und Zuwendung Gottes. „Friedefürst“ nennen die Christen Jesus – und nehmen damit ein Wort des alttestamentlichen Propheten Jesaja auf.

Je zerbrechlicher und bedrohter der Friede ist, desto wichtiger wird die Friedensbotschaft des Evangeliums, gerade damit wir unsere Verantwortung für den Frieden wirklich übernehmen können.

Zurück