Wohin werden wir gehen?
Von Ute Lohmann
Pfarrerin an der BBS Wirtschaft Koblenz
Am Sonntag im Gottesdienst würden wir uns an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnern. Jesus zieht mit viel Jubel in Jerusalem ein, alle freuen sich und begrüßen ihn auf das Herzlichste. So können wir im Moment nicht feiern, Kontakte sind nur auf Distanz möglich, viel Jubel wird es jetzt nicht geben. Später wieder, dessen bin ich gewiss.
Aber schauen wir dennoch auf Jesus – er geht nach Jerusalem, wohl wissend, was ihm dort droht. Er kennt seinen Weg, der ihn ans Kreuz führte. Wir kennen den Weg, den wir nun zurücklegen müssen nicht. Wir wissen nicht, wie lange diese massiven Beschränkungen bleiben. Wir wissen nicht, wie lange Schulen und Kitas geschlossen sind und wie es mit den noch ausstehenden Abiturprüfungen an den unterschiedlichen Gymnasien laufen wird. Wir wissen auch nicht, wie es nach der Pandemie weiter gehen wird. Wir wissen auch nicht, wie wir ganz persönlich diese Situation verkraften, es sind erst zwei bzw. drei Wochen, in denen dieser Ausnahmezustand gilt.
Wir müssen diesen Weg jetzt gehen – darauf vertrauen, dass dieser Weg zu einem guten Ziel führt, das wir mit Gottes Hilfe erreichen. Wir sind auf guten Wegen: wir helfen einander, auch wenn wir uns nicht direkt berühren; wir haben das Telefonieren wieder entdeckt; wir stellen Kerzen ins Fenster als Zeichen der Hoffnung auf ein Ende der Pandemie; Kirchenglocken läuten und rufen zum Gebet, das rund um die Welt geht; Päckchen werden zu Ostern gepackt, so zeigt man den Liebsten, dass man an sie denkt; Gebastelt, geschrieben, gemalt wird, um Danke zu sagen und Zuwendung zum Ausdruck zu bringen; kreative Lösungen werden gefunden, um die verschiedenen Probleme und Situationen zu lösen; was sind Ihre Wege, die Sie jetzt gehen? Alles sind auf jeden Fall Wege, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen.
Hoffentlich führen die jetzige Verlangsamung und das Nachdenken zu einem nachhaltigen veränderten Denken: Zuerst der Mensch, alle anderen Fragen nach Konsum, Wirtschaftlichkeit, Nutzen müssen in zweiter Linie bearbeitet und beantwortet werden. Aus dieser Krise sollten wir lernen: Der Sabbat / das Wirtschaften / der Konsum / die Arbeit / die Freizeit / … ist (sind) um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats / des Wirtschaftens / des Arbeitens / der Freizeit willen (nach Markus 2,27).