Wo fängt der Himmel an?

Von Pfarrerin Marina Brilmayer, Evangelische Kirchengemeinde Koblenz-Mitte

 

Von Pfarrerin Marina Brilmayer
Evangelische Kirchengemeinde Koblenz-Mitte

„Wo fängt der Himmel an?“, fragt Piggeldy seinen großen Bruder Frederick. Beide sind Schweinebrüder. Piggeldy stellt seinem großen Bruder oft existenzielle Fragen. Und immer antwortet Frederick: „Nichts leichter als das. Komm mit!“ Sie machen sich auf den Weg, mit dem Wissen: „Wenn die Straße aufhört, dann fängt der Himmel an. Bis dahin braucht man Geduld.“ Viel Geduld wird auch von uns abverlangt. Wann hören Weltenttäuschung, Sorgen und Angst endlich auf? Wann beginnen Trost und Zuversicht, Hoffnung und Geborgenheit? Zahlt sich die Geduld aus oder wird es immer weitergehen mit Negativschlagzeilen? Viele Menschen hatten nicht gedacht, dass die pandemiebedrückte Welt noch schlimmer werden kann. Ein Blick in die Bibel zeigt, dass die meisten Bibeltexte vor einem vergleichbaren Hintergrund entstanden sind: In Zeiten, wo Menschen unterdrückt und verfolgt wurden, wo sie nicht mehr wussten, wie und ob die Welt sich noch zum Guten wenden kann – da überlegten sie, worin für sie Trost liegt und was ihnen Hoffnung gibt. Ihre Sehnsucht und ihren Ruf nach Gott verschriftlichten sie, wie hier in Psalm 121: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat. Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht.“ Bei Piggeldy und Frederick geht es so weiter: Nachdem sie einige Zeit lang gegangen sind, kommen sie an ein großes Wasser, das Wasser ist kalt und Piggeldy kann nicht schwimmen. Daher entscheidet Frederick, dass sie eben nicht dahin gehen können, wo der Himmel anfängt. Und beide gehen wieder nach Hause. Wie man sich trotz einer bedrohten Welt von innen her sicher fühlen kann, zeigt die weise Kindergeschichte: Man ist ständig auf der Suche danach, wann es wieder besser wird. Gut lebt, wer akzeptiert, dass es bei einem selbst anfängt. Indem die beiden Brüder wieder nach Hause gehen, fangen sie bei sich selbst an. Es ist auch vorstellbar, dass die zwei sich nach ihrem Weg durch die Welt zuhause an den Tisch setzen und überlegen, wie sie sich den Himmel vorstellen und was er für sie bedeutet. So ähnlich hatten das ja auch damals die Menschen in der Bibel gemacht und sind so zu einer Fülle von verschiedenen Glaubens- und Himmelsvorstellungen gekommen. Vielleicht haben Sie Lust auch mitzumachen: Wo fängt für Sie der Himmel an?

 

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