Wie redet man richtig mit Gott? Wie geht beten?

6. Sonntag nach Trinitatis

Pfarrerin Anja Sens-Thalau,
Krankenhausseelsorge, Ev. Stift Koblenz

 

Die Bibel berichtet, dass schon die ersten Christen klagen: „Wir wissen nicht, was wir beten sollen. Und wir wissen auch nicht, wie.“

Und wie geht das nun? Wie fange ich es an? Wenn ich darüber nachdenke, stelle ich fest, dass mein eigenes Beten im Lauf der Zeit immer einsilbiger geworden ist. Früher habe ich Gott oft lange Vorträge gehalten. Oft hat das geholfen, meine eigenen Gedanken zu ordnen. Und manchmal hat sich dann ein Weg abgezeichnet.

Eine Zeitlang habe ich alte Gebete aus der Bibel gesprochen: die Psalmen. Ich habe einfach darauf vertraut, dass Gott mir auf diese Weise hilft, die richtigen Worte zu finden. Und oft waren tatsächlich welche dabei, die mir aus dem Herzen gesprochen haben. Die Antwort, dass Gott selbst beim Beten hilft, bekommen übrigens auch die ersten Christen, die mit dem Beten auch ihre liebe Not hatten: Gott selbst, sein Geist hilft uns, die richtigen Worte zu finden. Und wenn wir trotzdem irgendwann einmal nichts zu sagen wissen, dann betet Gottes Geist für uns in unserem Sinn weiter.

Heute nehme ich mir für das Beten oft mehr Zeit als früher, aber ich rede längst nicht mehr so viel. Manchmal stelle ich sogar nur ein einziges Wort in den Raum und gebe ihm Zeit. Warte darauf, dass es sich entfaltet und zu wirken beginnt. In letzter Zeit ist es oft das Wort „Frieden“ gewesen. Oder der Name eines Menschen, an den ich denken möchte. Ich vertraue darauf, dass Gott in diesem Moment versteht, was mich beschäftigt.  

Und dann bete ich das Vaterunser. Das Gebet, das von Jesus stammt. Ich kann mich da einfach hineinfallen lassen, weil ich es aus- und inwendig kenne. Die Worte kommen ganz von allein, so dass ich manchmal das Gefühl habe: Ich bete ja gar nicht; es betet mich. Es nimmt mich hinein in einen Strom von Stimmen, überall auf der ganzen Welt, der nie verstummt. Das trägt auch mich.

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