„Wie lieblich ist der Maien"

Von Pfarrer Rolf Stahl
Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises

Aus lauter Gottes Güt, des sich die Menschen freuen, weil alles grünt und blüht.“ Seit über vier Jahrhunderten gibt es dieses Maienlied in den evangelischen Gesangbüchern. Gerne wird immer noch angestimmt. Es hat eine fröhliche Melodie. Der lebhafte Rhythmus passt zur Natur, die in diesen Wochen blüht und sprießt, was das Zeug hält. Unglaublich saftig und grün ist der Rasen in Gärten, Parks und auf Sportanlagen. Im letzten Herbst war er noch völlig vertrocknet und verbrannt von der Hitze des Sommers. Hoffentlich ist das frische Grün und die Blütenpracht dieses Frühjahrs ein gutes Zeichen für die Natur, die sich erholt. Das wäre auch ein gutes Zeichen für uns Menschen. Eine erholte Natur tut auch uns gut. Gleichzeitig erreicht uns ins diesen Tagen eine Nachricht, die bei aller Freude über den lieblichen Mai nachdenklich macht. Am 4. Mai war Erdüberlastungstag in Deutschland. Das heißt, wir haben hierzulande im Frühjahr schon die nachwachsenden Ressourcen für das ganze Jahr verbraucht. Seither leben wir in unserem Land über unsere Verhältnisse. Diese besondere Zeitrechnung geht auf die Initiative einer Umwelt- und Entwicklungsorganisation aus unserer Region zurück. Sie beruht auf keinem wissenschaftlichen Beweis. Sie will als symbolischer Hinweis verstanden werden. Manche in unserer Gesellschaft lehnen solche Hinweise ab. Sie deuten sie als ökologische Miesepeterei oder krankhaftes Schwarzmalen der Zukunft. Ich verstehe das symbolische Datum als hilfreichen Denkzettel. Er fügt sich wie eine weitere Strophe an das beliebte Maienlied. Wenn die sprießende und blühende Natur uns Menschen gut tut, sollten wir es umgekehrt auch. Wir wissen längst, wie das geht. Es nicht zu tun, wäre Leichtsinn, aus Sicht des Glaubens wie aus der des Verstands.

 

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