Wie Gott zu uns kommt

Anne Peters-Rahn

Von Militärdekan in Anne Peters-Rahn, Koblenz

In diesen Tagen wird allerorten Rückblick gehalten. In Zeitungen, im Radio, im Fernsehen. Ich lasse mich anstecken und schaue zurück. „Nehmt einander an!“, hieß es in der diesjährigen Jahreslosung. Ein Satz, der uns wie ein Mantra durch das Jahr hindurch begleitet hat – oder begleiten wollte. Offenbar ist das Annehmen von anderen keineswegs selbstverständlich, sonst wäre diese Aufforderung unnötig. In der Tat machen Unterschiede und Meinungsverschiedenheiten das Miteinander oft anstrengend. Paulus, der den Satz geschrieben hat, reagierte damit auf Konflikte, die er in einer Gemeinde vorfand. Die Kontrahenten hegten Argwohn gegeneinander und machten sich gegenseitig Vorwürfe. Wir kennen sowas. Auf andere herabzublicken, sich selbst oder die eigene Gruppe durch Diffamierung anderer zu profilieren, war und ist ein beliebtes Verhalten. Dagegen wendet sich die Aufforderung: „Nehmt einander an!“ Wir sollen anderen und insbesondere Fremden die Hand reichen. Und nicht nur reichen, sondern unsere Hand zu ihnen hin ausstrecken. Die hohe Zahl von Flüchtlingen ist in vielen Bereichen eine Belastung, keine Frage. Sie kann für unsere Gesellschaft zu einer Bewährung werden. Davon profitieren nicht nur – und nicht einmal in erster Linie - diejenigen, die in unserem Land Zuflucht suchen. Davon profitieren auch wir selbst: Indem wir uns auf das besinnen, was unseren Glauben und unser Fundament ausmacht. Für Christen ist konkrete Hilfe immer mehr als ein Zeichen von Mitmenschlichkeit. In jedem Hände–Reichen, jeder Tat, jedem Willkommen kommt Gott zu uns.

Zurück