Wer war Polykarp?

Von Rolf Stahl
Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz

Polykarp war ein Bischof. Er lebte im 2. Jahrhundert in Smyrna. Das liegt in der heutigen Türkei. Von dort reiste er einmal nach Rom. Er besuchte den Papst Anicet. Sie hatten viel zu besprechen. Unter anderem ging es um die Frage, wann Christen Ostern feiern. In Kleinasien fiel es mit dem jüdischen Passafest zusammen. In Rom wählte man dafür erst den Sonntag danach. So gab es verschiedene Termine für das wichtigste Fest des gemeinsamen Glaubens. Die einen betonten die Verbindung mit dem Passafest, die anderen die Unterschiede. Alle Versuche, sich auf ein gemeinsames Datum zu einigen, waren bisher gescheitert. Hier und da kam es darüber zu heftigem Streit. Auch Polykarp mischte sich ein. Dafür nahm er die beschwerliche Reise nach Rom auf sich. Er wollte den Papst von seiner Sicht überzeugen. Es gelang ihm nicht. Umgekehrt gelang es dem Papst auch nicht, den Bischof von Smyrna von dessen Meinung abzubringen. Aber beide trafen in dieser scheinbar unversöhnlichen und ausweglosen Situation eine wichtige Entscheidung: „Trotz dieser Differenzen blieben beide in Gemeinschaft. Und im Frieden schieden sie auseinander. Und es hatten Frieden mit der ganzen Kirche sowohl die, die es so hielten, als auch jene, welche es nicht so hielten, “ so beschreibt es ein altes Geschichtsbuch, eine wahre Ostergeschichte. Sie erzählt von Versöhnung und Frieden. Keine Seite überhebt sich über die andere - Der eine lässt den anderen, wie er ist - nicht aus Gleichgültigkeit, sondern aus Respekt vor der göttlichen Wahrheit. Eine Haltung, die sich nicht nur beim Streit ums Osterdatum bewährt.

Ein frohes Osterfest wünscht

Rolf Stahl
Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz