Wer Visionen hat sollte zum Arzt gehen

Von Pfarrer Gerd Götz
Evangelische Kirchengemeinde Vallendar

 

Wer Visionen hat sollte zum Arzt gehen

Ist das so? Wenn es nach dem ehemaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt ginge, dann schon. Visionen als Krankheit?

Der geneigte Gläubige wird vielleicht etwas schmunzeln. Denn Visionen sind es doch, die alle Religionen ausmachen. Der Blick auf etwas, das unser Hier und Jetzt übersteigt. Das aber auch mitten in das Hier und Jetzt hineinwirkt. Durch uns. Und in uns.

In der christlichen Tradition sind das immer wieder Visionen, also Bilder, Träume, Hoffnungen, die von einer Welt erzählen, die ganz anders ist als der graue Alltag.

Und diese Bilder sollen, können, dürfen helfen. Indem sie trösten. In alledem, was uns das Herz schwer macht.

So gedenken die Evangelischen Christ*innen am Sonntag vor der 1. Advent an die Verstorbenen des vergangenen Jahres. Viele kommen da - normalerweise - zum Gottesdienst. Für mache ist der Verlust noch frisch, für andere schon Monate her. Aber alle verbindet eine ähnliche Erfahrung. Schon das kann Kraft geben. Und helfen Halt zu finden, Zuversicht zu entdecken. Daneben kann auch die ein oder andere Vision hilfreich sein. In der Offenbarung des Johannes steht eine der kräftigsten, die nicht nur Trauerenden Kraft spenden kann: " Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein" (Off 21, 4).

Er spricht von einer zukünftigen Welt. Aber er spricht mitten in unsere Welt hinein und möchte damit hier etwas bewirken. Und Gottes Botschaft ist immer in die Welt gerichtet, an die Menschen, an die, die hier zusammenleben. Und die Botschaft von gewendetem Leid, von Gerechtigkeit und Frieden ist nicht nur für die wohltuend, die gerade um einen Menschen trauern. Hoffe ich.

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