Wenn das Leben Pause macht

Von Pfarrer Tillmann Böhme,
Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Koblenz-Lützel

Wie heißt er denn nun, der kommende Sonntag, der 26. November, eine Woche vor dem 1. Advent? Totensonntag oder Ewigkeitssonntag oder Christkönig? In der Evangelischen Kirche wird der Toten- oder Ewigkeitssonntag gefeiert, katholische Christen feiern Christkönig. Alle diese Namen sind eine Einladung zum Innehalten. Wenigstens einmal im Jahr brauchen wir nicht verdrängen, dass die uns geschenkte Lebenszeit nicht endlich ist. Einmal im Jahr dürfen wir uns dem stellen, dass die Zeit, die wir füreinander haben, begrenzt ist von Gottes Ewigkeit.

In vielen evangelischen Gottesdiensten wird heute an die Verstorbenen des zu Ende gehenden Kirchenjahres erinnert, ihre Namen werden verlesen, oft wird eine Kerze entzündet. Die Lebenden erinnern sich daran, dass auf uns eine Ewigkeit wartet, in der Jesus Christus als König herrscht. Unsere Verstorbenen sind uns vorausgegangen. Wir konnten sie loslassen im Vertrauen darauf, dass wir sie in Gottes gute Hände weiterreichen.

Die Tradition, sich in den Wochen vor dem Advent mit solch ernsten Fragen nach Tod und Ewigkeit zu befassen, geht auf die Zeit der Reformation zurück. Verbindlich vereinbart wurde der Totensonntag dann vor 201 Jahren. Der Preußische König Friedrich Wilhelm III. bestimmte im Jahr 1816, dass der letzte Sonntag vor dem Advent der Erinnerung an die Verstorbenen gewidmet sein sollte.

Heute ist der Totensonntag ist in allen Bundesländern besonders geschützt, er ist ein sog. stiller Tag. Deswegen haben auch die Weihnachtsmärkte in unserer Region nicht geöffnet. Das Leben zwischen Feiern, Glühwein, adventlicher Musik und den ersten Weihnachtseinkäufen macht Pause. Wir dürfen uns Zeit nehmen und uns fragen, was zählt, was ist wichtig, was mache ich eigentlich so mit der Lebenszeit, die mir geschenkt ist, nicht nur in den Tagen vor Weihnachten?

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