Was Taschentücher erzählen

Von Pfarrerin Marina Brilmayer, Evangelische  Kirchengemeinde Koblenz-Mitte

Von Pfarrerin Marina Brilmayer
Evangelische  Kirchengemeinde Koblenz-Mitte

Es gibt Dinge, die, wenn sie sprechen könnten, lange Geschichten erzählen würden – traurige und fröhliche Geschichten. Es gibt Dinge, die tragen wir ewig mit uns herum, und nehmen dennoch kaum Notiz von ihnen.

So ein unbeachtetes Ding ist auch Marias weißes Taschentuch. Maria von Magdala ist unendlich traurig, als Jesus verurteilt und getötet wird. Alle Taschentücher der Welt können ihre Tränen nicht trocknen.

Viele von uns sind auch oft traurig, vor allem seit einem Jahr, oder haben Angst. Andere sind verzweifelt oder zornig. Manche brauchen besonders viele Taschentücher.

Haben Sie mal darauf geachtet, wie lange Sie eigentlich ein Taschentuch oder eine Taschentuchpackung mit sich herumtragen? Ist das Tuch schon ein bisschen vergilbt, weil es schon so viel mit Ihnen erlebt hat, oder ist es noch ganz rein, weil sie erst letztens ein neues brauchten? Wie gut, dass Taschentücher nicht schwarz sind wie das Dunkle, das man mit ihnen wegwischen möchte. Sondern Taschentücher sind weiß und rein, hell und freundlich – wie das neue Leben, das man an Ostern feiert.

Als Maria damals dem auferstandenen Jesus begegnet war, waren mit einem Schlag ihre Tränen weg. Sie sprang auf, lief vom Grab weg und erzählte ihren Freunden voller Freude, was passiert war und dass Jesus jetzt immer bei ihnen ist.

Unsere Tränen sind nicht mit einem Schlag weg. Das Taschentuch wird noch viel mit uns erleben. Aber: Auch mit weinenden Augen können wir getrost in die Zukunft blicken. Ein neues weißes Taschentuch zeigt uns, dass unsere Tränen getrocknet werden. Und dass Gott immer bei uns ist. Haben Sie schon mal ausprobiert, mit einem Taschentuch zu basteln oder es als Freudenschmuck zu verwenden? Vielleicht als Haarschmuck und Brusttaschentuch – oder eingedreht, gefaltet und ausgebreitet als weiße Sommerblume. Stellen Sie sich vor, wenn Sie jemandem, der ein Taschentuch braucht, es ihm/ihr als Blume reichen! Tränen werden getrocknet, und ja: Gott segnet unser Lachen und unser Weinen.

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