Was nun ein echter Schängel ist…

Von Schulpfarrerin Ruth Stein

… den wird es am Wochenende auf ´seinen` Markt ziehen!

In den nächsten drei Tagen bietet Koblenz Gelegenheit, ausgiebig durch die Geschäfte zu bummeln, aber auch Produkte von Kunsthandwerkern aus ganz Deutschland und darüber hinaus zu erstehen, sich über lokale Firmen und Organisationen zu informieren, genauso wie mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die extra angereist sind. Für die jüngeren Besucher gibt es Kinderprogramm, während die etwas Älteren sich vielleicht an einer der vier Bühnen treffen. Der Schängelmarkt besitzt im allerbesten Sinn Volksfestcharakter, er spricht alle Altersgruppen, die verschiedensten Geschmäcker und Interessen an, er bietet lokalen Produkten genauso einen Markt wie solchen von weither. Er bringt Menschen in fröhlicher Stimmung zusammen, vermittelt Wir- Gefühl und Verbundenheit mit der Stadt, in der wir miteinander leben und feiern.

Ich finde es deshalb weder zeitgemäß noch hilfreich, zwischen ´echten` Schängelsche und anderen zu unterscheiden, wie es immer noch üblich ist. (Schließlich wird die Bezeichnung seit einigen Jahren sogar dem weiblichen Teil der Koblenzer Einwohnerschaft zugestanden, - und hier müsste ein Schängel- Emoji stehen, dass es hoffentlich auch bald gibt!). Ich plädiere dafür, den Begriff (noch stärker) auszuweiten und die ´Echtheit` eines Schängels nicht am Geburtsort festzumachen, sondern daran, ob er oder sie sich mit der Stadt identifiziert, regionale Traditionen lebt und lokale Besonderheiten schätzt, daran mitwirkt, unsere Stadt lebens- und liebenswert zu machen. Der Ur- Schängel als uneheliches Kind einer Koblenzerin mit einem französischen Soldaten während der Besatzungszeit um 1800 verdankt es sicher nicht seiner Geburt, sondern einer großen Portion liebenswerter Frechheit, Selbstbewusstsein und fröhlichem Engagement, Sinnbild Koblenzer Lebensgefühls zu werden.

Ich meine, eine solch weltoffene und engagierte Haltung macht den ´echten` Schängel aus, - und weist ihn auch als ´echten` Christen aus, „gedaaft mit Rhein- on Musselwasser on met Wein!“

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