Was kostet ein gutes Wort?

Von Alfried Hopfgartner

Von Alfried Hopfgartner
Schulpfarrer des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz

Eine banale Lebensweisheit („Lebe still und bescheiden“) wird für 1,3 Millionen Euro versteigert. Albert Einstein hat sie auf einem Zettel geschrieben und damit ein chinesisches Essen bezahlt. Jesus geht es da anders (Johannes 6). Viele halten seine Worte für unzumutbar und wertlos. Sie verlassen ihn. Allein Petrus sagt: Herr, wohin sollten wir denn gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.

Was soll ich als Schulpfarrer meinen Schülern sagen - wo sollen sie Worte des Lebens suchen? Bei Parteien und Sekten, wo das kritische und menschliche Denken untersagt ist? In Wirtschaft und Ökonomie, wo allein Gesundheit, Leistung und Erfolg wünschenswert sind? Im Konsum, wo nur Geld der Schlüssel zu allem ist, was uns glücklich machen soll? Sieht man denn wirklich viele glückliche Gesichter an den verkaufsoffenen Sonntagen in unseren Einkaufszentren?!

All das trägt nicht, auch nicht der Zettel Einsteins, wenn uns das Leben seine Schattenseiten und Abgründe zeigt. Hier allein erweist sich der Wert der Worte und Lebensweisheiten. Du hast Worte des ewigen Lebens, sagt Petrus zu Jesus. Jesu Worte öffnen Türen zum Wahren, Sinnvollen, zu Gott selbst. Von diesen Worten strahlt Kraft in unsere Müdigkeit, Hoffnung in unser Scheitern und Vision in unsere Resignation. Treffen sie uns, fühlen wir uns erlöst, befreit und vergnügt. So sieht es auch Luther, sie sind der Reichtum, von und mit dem unsere Kirchen leben und lebendig bleiben.

Wo finden Sie ihr Wort des Lebens? Ist es in ihrem Tauf- oder Konfirmationsspruch verborgen?! Finden Sie es bei einem Gottesdienst der ausgerechnet an einem verkaufsoffenen Sonntag oder in der geschäftigen Adventszeit gefeiert wird? Vielleicht hören Sie es in den Worten eines Menschen, der seine Ohren offen hat für das Wort Gottes. Oder müssen Sie es nur wiederentdecken, weil es schon längst in ihrer Seele ist? Sind die Worte Jesu wertlos und überholt? Nein, aber sie warten darauf, dass wir uns von ihnen einholen lassen. Das ist, bei aller Bescheidenheit, mehr wert als Einsteins Zettel.

Mit den besten Wünschen, Alf Hopfgartner

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