Was ist bloß aus Zachäus geworden?

Von Pfarrerin Ute Lohmann
an der BBS Wirtschaft Koblenz

Sie kennen möglicherweise die Geschichte des sehr reichen Zöllner Zachäus, von dem Lukas erzählt. Zachäus ist reich geworden, denn er durfte im Auftrag der Behörden den Zoll eintreiben und hatte gewisse Freiheiten bei der Festlegung der Summen. Er selbst kann nicht ausschließen, dass er da möglicherweise den einen oder anderen Kaufmann betrogen hat. Aber, wie heißt es: Von nichts kommt nichts. Da hörte auch er von diesem Mann namens Jesus, den alle so großartig fanden und dem alle hinterherliefen, ein richtiger Star. Da wollte auch Zachäus ihn sehen. Es hat funktioniert, Jesus ist sogar zu ihm nach Hause gekommen. Nach diesem gemeinsamen Essen und Gespräch hat Zachäus die Hälfte seines Besitzes abgegeben und denen, die er betrogen hat, hat er das Vierfache zurückgezahlt. Und dann? Was ist aus ihm geworden? Ich habe da drei Phantasien:

Zum einen: Das war eine super Idee – solange Jesus und seine Fans anwesend waren. Alle haben gestaunt und mich bewundert. Davon kann ich aber nicht leben. Außerdem: Geld regiert die Welt. Wenn ich es nicht mache, dann macht es ein anderer. Gute Erfahrung, aber ich muss sehen, wo ich bleibe. Das alte Leben hat mir schon gut gefallen. Ich spende ab und zu etwas, ansonsten: Zurück auf Anfang.

Zum anderen: Das war eine super Idee – nur leider habe ich dann den ganzen Respekt verloren, den ich mir erarbeitet hatte. Keiner will mehr so richtig zahlen. Meine Einkünfte werden immer weniger, ich weiß nicht, wie ich meine Familie ernähren kann, über Urlaub brauche ich gar nicht nachzudenken. Ich bin so richtig ins Nichts abgestürzt. Wer hilft mir jetzt? Ist das so gewollt?

Zum dritten: Das war eine super Idee – ich habe meinen Reichtum geteilt und meinen Job behalten. Ich verdiene gutes Geld, ich kann aber auch dafür sorgen, dass es anderen Menschen gut geht: Das Geld geht in Projekte, die sich für faire Bezahlung einsetzen, mit dem Geld helfe in meinem Stadtteil um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, nicht nur mein Geld setze ich ein, sondern auch mein Wissen, so kann ich auch helfen, dass es in unserer Gesellschaft fair und gerecht zugeht. Das war es wohl, was Jesus von mir wollte. Oder?

Wie ist es wohl mit Zachäus weiter gegangen? – Ich kann es nicht genau sagen: Aber deutlich ist mir, dass der größte Feind des Menschen und Gottes die Gewohnheit ist. Lassen Sie uns wie der eine Zachäus aufbrechen und dafür sorgen, dass es fairer und gerechter in dieser Welt zugeht.

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