Was Christinnen und Christen auf die Straße bringt

Von Superintendent Pfarrer Rolf Stahl
Evangelischer Kirchenkreis Koblenz

 

Eine Straße in Nordirland im Sommer 1976: Aktivisten der Irisch-Republikanischen Armee versuchten in ihrem Auto britischen Soldaten zu entkommen. Es fielen Schüsse. Der Fahrer wurde tödlich getroffen. Das Auto fuhr unkontrolliert weiter. Es erfasste eine Frau mit ihren drei Kindern. Die Mutter überlebte. Die Kinder kamen ums Leben.

In der Nähe stand zufällig Betty Williams. Sie kommt aus sogenannten einfachen Verhältnissen, ihr Vater Protestant, ihre Mutter katholisch, ein Großvater Jude. Auf der Beerdigung der Kinder traf sie deren Tante. Miteinander gründeten sie die Gruppe „Frauen für den Frieden“ Sie hatten eine einfache Botschaft für die Welt: „Wir wollen leben und lieben und eine gerechte und friedliche Gesellschaft bauen.“ In den folgenden Tagen kam es in Großbritannien und Nordirland zu Friedensdemonstrationen mit einer halben Million Teilnehmenden. Sie drückten ihr Entsetzen über die Gewalt in ihrer Gesellschaft und ihre Sehnsucht nach Frieden aus. Sie machten damit wichtige erste Schritte auf einem langen Weg. Zwölf Jahre später wurde das Karfreitagsabkommen geschlossen. Die gewaltgeladene Phase des Nordirlandkonflikts gilt damit als beendet. Der Friedensprozess dauert noch an.

Am Donnerstag werden weltweit viele Christinnen und Christen auf die Straße gehen. Sie feiern Fronleichnam. Sie bezeugen die Gegenwart und Nähe Gottes im Alltag der Welt. So erkläre ich mir als evangelischer Christ das Hochfest der katholischen und anglikanischen Geschwister. Ökumenisch verbunden weiß ich mich mit ihnen durch das Evangelium von Jesus Christus. Im Alltag der Welt ruft es uns gemeinsam immer wieder auf die Straße gegen jede Gewalt und für den Frieden.

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