„Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war?“

Von Rolf Stahl, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz

Von Rolf Stahl
Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz

Ich leihe mir den Titel eines Romans von Joachim Meyerhoff als Einstieg für meinen Blick ins neue Jahr. In seinem Buch geht es um Kindheitserinnerungen. Aus meiner Kindheit erinnere ich mich an einen Traum. Auf dem Weg zur Schule merke ich, dass ich noch im Schlafanzug bin. Peinlich, schlimm, schrecklich. Zum Glück hatte ich es nur geträumt. Der Traum von damals hat sich mir eingeprägt als Erinnerung aus meiner Kindheit. Neulich träumte ich etwas Ähnliches. Um mich herum hatten alle eine Maske an. Nur ich hatte meine vergessen. Das mit dem Schlafanzug auf dem Schulweg wäre mir damals wahrscheinlich nie wirklich passiert. Dafür hätte schon meine aufmerksame Mutter gesorgt und mich nie so auf den Schulweg gelassen. Da ist der Traum ohne Maske schon deutlich realistischer. Meistens habe ich eine bei mir. Aber ich bin auch schon einige Male vor einem Geschäft wieder umgekehrt, weil ich ohne unterwegs war. Manchmal wünsche ich mir, dass die vergangenen Monate ein Traum wären, aus dem ich erleichtert und befreit aufwache, ohne selbst Schaden genommen oder anderen zugefügt zu haben. Manches deutet darauf hin, dass sich die aktuelle Lage entspannt und es besser wird. Von vielen wird unermüdlich viel dafür getan. Ungeschehen macht das nichts. Es ist viel passiert in den vergangenen Monaten. Auch viel Schlimmes. Vieles wird nicht mehr so sein, wie es vorher war. Ich bin schon jetzt gespannt, wie wir uns im nächsten Jahr an alles erinnern werden. Hoffentlich nicht nur wie an einen Alptraum, aus dem man nur ungeschoren aufwachen möchte. Vielleicht auch wie an ein Jahr, in dem wir viel dazu gelernt haben, aufeinander Rücksicht zu nehmen und füreinander aufmerksam zu sein.

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