Wann ist eigentlich Ostern?

Von Pfarrer Alf Hopfgartner

Von Alf Hopfgartner
Pfarrer des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz

Vor fünf Wochen habe ich ihn gekauft, den Osterhasen aus Schokolade. In der Werbung, in den Supermärkten - Ostern scheint schon da zu sein. Aber so einfach ist es nicht. Viele von uns mussten seit dem letzten Osterfest einen geliebten Menschen verabschieden, haben Hoffnungen verloren oder sind sich ihrer eigenen Sterblichkeit bewusst geworden. Wer glaubt da an ein Leben nach dem Tod? Bei jeder christlichen Bestattung spricht die Germeinde den Trauernden und dem Verstorbenen das Wort Jesu zu: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt (Johannes11,25). In diesem Sinne glauben wir nicht an ein Leben nach dem Tod. Wir glauben an Jesus und vertrauen Gott.Von ihm kommt das Leben und zu ihm kehrt es zurück.Was dann geschieht, liegt bei ihm. Ostern ist also da, wo Gott ist und wir bei ihm sind. Ostern ist da, wo Gottes helfende Nähe uns in Trauer und Verlust begleitet, tröstet und aufhilft. Ostern ist da, wo wir selbst Andere trösten und begleiten und Andere uns trösten und aufhelfen (Matthäus 25, 31ff). Aus dieser Erfahrung mit Gott wächst sie erst, die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Die Frage des Osterfestes ist also nicht die Frage: Glaubst du an ein Leben nach dem Tod? Die Frage des Osterfestes lautet: Vertraust du im Leben und im Sterben Gott? Aus der Freude am Leben, das Gott uns schenkt, und aus der Erfahrung seiner Nähe auch in traurigen Zeiten erwächst die Hoffnung und das Vertrauen: Unser Leben verschwindet nicht im Nichts, sondern bleibt in Gottes Hand. So wie bei Jesus, dessen Auferstehung wir zu Ostern feiern. Deshalb ist Ostern ein Fest des Lebens, des Neuanfanges und der Auferstehung. Ich freue mich darauf. Und was ist mit meinem „verfrühten“ Osterhasen? Der kommt dran, wenn es bei mir Ostern wird. Spätestens aber am 16.April.

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