Vorweihnachtliche Zahlen

Von Pfarrer Rolf Stahl, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz

Von Herrn Pfarrer Rolf Stahl
Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz

Vorletzte Woche war ich in unserer Nachbarschaft unterwegs. Irgendetwas war anders als sonst. So kam es mir zumindest vor. Anders als in den letzten Jahren an Abenden im Advent. Deshalb fing ich an bei drei Mehrfamilienhäusern die Fenster zur Straßenfront zu zählen. Von vierundsiebzig waren drei mit vorweihnachtlichem Lichterschmuck dekoriert. Das sind um die vier Prozent. Im Vergleich mit den Vorjahren kommt mir das wenig vor. Hat das etwas zu bedeuten? Vielleicht ist es ein Hinweis auf mehr Vernunft in unseren Köpfen. Weniger Lichterschmuck im Advent bedeutet weniger Stromverschwendung, weniger Lichtverschmutzung, weniger Plastikmüll, weniger Billigstimporte von anderen Enden der Erde. Das wäre ja nichts Schlechtes und spräche für wachsendes Umweltbewusstsein. Ein anderer Grund könnte sein, dass es in vielen Haushalten immer knapper zugeht. Mieten und Energiekosten steigen, andere Ausgaben auch. Über die Runden kommen ist kein Kinderspiel. Viele wissen nicht, wie es gehen soll. Da steht der Sinn nicht unbedingt nach festlich geschmückten Fenstern. Oder hat es eher damit zu tun, dass die religiöse Inhalte der Advents- und Weihnachtszeit für immer mehr Menschen immer bedeutungsloser zu werden? Vielleicht habe ich mich auch nur verzählt oder zufällig die falschen Häuser dafür ausgesucht. In anderen Straßen wäre das Ergebnis möglicherweise anders ausgefallen. Wie hätte ich das Ergebnis dann gedeutet? Ich bin froh über jedes Zeichen, das sich auf Weihnachten deuten lässt. Die Botschaft dieses Festes kann von vielen Seiten beleuchtet werden. Gott lässt sich auf uns ein. Er lässt sich von seinem Weg nicht abbringen, Zählen hin oder her.

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