Vom Schatz der Dunkelheit.

Pfarrer Rolf Stahl, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz

Von Rolf Stahl
Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz

Dunkelheit genießt keinen besonders guten Ruf. Das hat mehrere Gründe. Im Schutz der Dunkelheit werden viele Verbrechen verübt. Dunkelziffern belegen, dass vieles noch schlimmer ist, als es offensichtlich scheint. Viele haben im Dunkeln Angst. Das alles fördert Unbehagen vor der Dunkelheit und unseren wachsenden Lichtbedarf. Noch nie war die Welt so hell erleuchtet wie zurzeit. Das Licht geht nicht mehr aus. Aus dem Weltall betrachtet leuchtet die Erde auch nachts. Die künstliche Beleuchtung nimmt weltweit jährlich um sechs Prozent zu. Das haben Energiewissenschaftler aufgrund ihrer Beobachtungen errechnet. Die Entwicklung immer energiesparender Leuchtmittel verstärkt diesen Trend. Besorgte Zeitgenossen sprechen von Lichtverschmutzung. Der Schutz der Nacht ist längst zu einem wichtigen Anliegen der Umweltpolitik geworden.

Im Schutz der Nacht ereignet sich Weihnachten. In der Heiligen Nacht spielt Dunkelheit eine große Rolle. Sie gewährte denen Schutz, für die sonst kein Raum in der Herberge war, weil sie nicht ins Bild passten. Im Dunkeln auf dem Feld bemerkten die Hirten die himmlische Klarheit. Der dunkle Nachthimmel half den Weisen, sich zurechtzufinden auf ihrem Weg. Sie hätten dem Stern am Tag nicht folgen können. In der Dunkelheit wird Gottes Geheimnis offenbar. Aus weihnachtlicher Sicht verdient die Dunkelheit keinesfalls den schlechten Ruf, den sie genießt. Sie birgt in sich das Licht der Menschwerdung Gottes. Gott kommt zu uns. Er lässt uns nicht allein. Seine Nähe macht von innen hell ohne künstliche Beleuchtung.

Gesegnete und frohe Festtage
wünscht Ihnen
Rolf Stahl
Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz

Zurück