Vom Herz mit Rissen
1. Sonntag nach Christfest
Von Pfarrerin Dr. Anna Quaas
Ev. Studierendengemeinde Koblenz
Advents- und Weihnachtszauber – das sind aktuell beliebte Mottos für Feiern in KiTas und Schulen. Sie beschreiben eine Stimmung mit Sternenglitzer, Vorfreude, Musik. Kinder tauchen in eine besondere Weihnachtsatmosphäre ein.
In der Tat hat Weihnachten etwas Wundervolles, etwas, das sich kaum fassen lässt: Trotzdem versuchten Menschen immer wieder, dieses Wunder auszudrücken.
Mich berühren Worte, die vor 1700 Jahren für das Wunder von Weihnachten gefunden worden: „Für uns Menschen und zu unserm Heil ist er (Jesus) vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen … und ist Mensch geworden.“ Schonmal gehört? Die Formulierung stammt aus dem Nicäno-Konstantinopolitanum des 4. Jahrhunderts - seitdem unzählige Mal gesprochen und musikalisch vertont.
Beim Adventszauber in seiner KiTa durfte unser Sohn als Christbaumschmuck ein Herz aussägen. Das Ergebnis war ein rissiges Holzstück, das in der Form eher unserem echten Herzmuskel glich als einem Lebkuchenherz. Dieses Herz mit seinen Schrammen und Unvollkommenheiten sehe ich mir immer wieder gerne an – und denke: Das ist wohl gemeint mit der Menschwerdung, der Inkarnation oder - wörtlich übersetzt - der „Fleischwerdung Gottes“. Gott verbindet sich mit uns Menschen. Gott öffnet sein Herz und lässt sich ein auf unsere Welt mit ihren Rissen. Ist das nicht wundervoll? Für uns Menschen und zu unserem Heil ist Gott vom Himmel gekommen…und ist Mensch geworden. Mit Jesus, seinem Kind, hat Gott das Kostbarste zur Welt gebracht, was Eltern haben. Diese Liebe Gottes zu unserer Welt geht mir unter die Haut. Es berührt mich, dass Gott die Risse und Wunden, die wir im Herzen tragen, ansieht, sie zu seinen eigenen macht und sie heilt.
VON HERZEN FROHE WEIHNACHTEN FÜR SIE!
