Vom Garten abgeschaut

Pfarrerin Margit Büttner

Von Pfarrerin Margit Büttner
Evangelisches Erwachsenenbildungswerk Rheinland-Süd e.V.

Zugegeben, es ist noch etwas zu früh für die Frühjahrsgartenarbeit. Der Februar ist der kälteste Monat des Jahres. Dennoch: die Tage werden wieder spürbar länger und kündigen den Frühling an, der kommen wird. Soviel ist gewiss. Vom Balkonbesitzer über die Kleingärtnerin bis zu den Freunden der Koblenzer BuGa werden überall die Gartenfreunde kribbelig. Was werde ich dieses Jahr pflanzen? Was umsetzen? Wo werde ich was säen? Ein schöner Garten fängt mit einem guten Plan an, kann man in einschlägigen Zeitschriften lesen.

Dabei führt der Garten durchaus ein Eigenleben, auf das der Mensch nur begrenzt Einfluss hat. Nicht alles gedeiht überall, manche Pflanzen vertragen sich nicht. Im Garten kann man im Grunde alles das wiederfinden, was auch unter Menschen vorkommt: Zurückhaltung und Dominanz, Einzelgängertum und Geselligkeit, Wettbewerb und Verdrängung, Kampf um Platz und Licht und Wasser, Wachstum und Vergehen, pralle Schönheit und bescheidene Schlichtheit, reiche Ernte und karge Frucht. Die Liste ließe sich noch lange fortführen.

Genau betrachtet ist sogar jeder einzelne Mensch ein Garten, ein Stück Land, auf dem sich das alles ereignet. Im neuen Testament erzählt Jesus davon im Gleichnis vom vierfachen Acker: Ein Gärtner wirft mit vollen Händen das Saatgut überall hin, wie es gerade kommt, auf Felsen, Wege, Gestrüpp und gute Erde. Die Folge: Dreiviertel des Saatguts sind verloren. Einiges verdorrt unter der Sonne, anderes wird zertreten oder erstickt unter Dornengestrüpp. Aber einiges geht auch auf, und dieses bringt hundertfach Frucht.

Im Gleichnis steht der Same für Gottes Wort, der Gärtner für Gott selbst, und die Erde, das sind wir.

Gärtner fangen mit einem Plan an. Der Gärtner im Gleichnis dagegen streut verschwenderisch aus, wissend, dass das meiste nicht angehen wird. Aber er möchte uns als ganze Menschen erreichen. Das Abweisende und Stachelige, das Kalte und Hartherzige, das Zertretene und Vernachlässigte nimmt er in Kauf. Es gehört zu uns. Doch er setzt darauf, dass es irgendwo in uns einen Punkt gibt, an dem wir empfänglich sind, wo unser Herz offen und nicht auf Abwehr eingestellt ist. Wo die Saat uns erreicht und aufgehen kann. Und wenn sie es tut, dann mit großer Wirkung.

Den Leitspruch dieses Gärtners, der keinen Plan hat, aber eine unbeirrbare Zuversicht, hat vor sehr langer Zeit der Prophet Jesaja aufgeschrieben: „Das Wort, das aus meinem Munde geht, wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende.“

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