Verloren gehen – gerettet werden

Von Militärdekan Dr. Roger Mielke, Evangelisches Militärpfarramt Koblenz III (Zentrum Innere Führung)

Von Militärdekan Dr. Roger Mielke,
Evangelisches Militärpfarramt Koblenz III (Zentrum Innere Führung)

„Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“
Johannes 3,16 – Aus dem Evangelium zum 2. Sonntag in der Passionszeit

Tief bewegt und, ja, auch verändert kam unser ältester Sohn aus seinem Freiwilligen Sozialen Jahr zurück. In Berlin hatte er ein Jahr lang in der Stadtmission mit obdachlosen Menschen gearbeitet. Im Herzen der Großstadt, in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs liegt der Gebäudekomplex der Stadtmission. Dort gibt es Übernachtungsmöglichkeiten, Wärmestube und medizinische Versorgung. Von dort fährt im Winter auch der „Kältebus“ durch die Stadt und sammelt manchmal halb erfrorene Hilfsbedürftige ein. Was ihn am meisten beeindruckt hat? Auf die Frage antwortete unser Sohn: So vielen Menschen zu begegnen, die sich selbst aufgegeben hatten, die ihre Niederlagen und ihren Ausschluss hingenommen, keinen Mut, keine Kraft und keine Hoffnung mehr haben, dagegen zu rebellieren. Viele der Abstiegsgeschichten beginnen und alle enden damit, dass Menschen sich auf dem Lebensweg selbst verlieren. Unser damaliger Junge, inzwischen ist ein erwachsener Mann aus ihm geworden, hat in Berlin diese Lektion für´s Leben gelernt: Die Ausgeschlossenen und Verlorenen nicht zu übersehen. Das Team der Berliner Stadtmission geht diesen Menschen aus christlicher Verantwortung nach und gibt darin Gottes Liebe weiter: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ Eigentlich fasst dieser Satz aus dem Johannes-Evangelium die ganze Bibel zusammen. Wenn man ihn mit Leib, Seele und Geist „begriffen“, das heißt in persönlicher Erfahrung erfasst hat, dann hat man verstanden, was die Mitte des christlichen Glaubens ist: In Jesus sucht Gott uns Menschen, die wir uns selbst verloren haben. Er will uns wem zurückgeben? Nun: uns selbst, damit wir befreit und getröstet leben können, in rettender und liebevoller Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott, in Zeit und Ewigkeit. Das gilt nicht nur auf den nächtlichen Straßen in Berlin. Es gilt jedem Menschen. Es gilt uns.

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