Verlässliches in unsicheren Zeiten
Von Alf Hopfgartner,
Schulpfarrer des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz
Der Sonntag nach Ostern ist in vielen Gemeinden der Tag der Konfirmation. Die Mädchen und Jungen sind nun mit dem Glauben vertraut, haben ihre Gemeinde, den Gottesdienst und das diakonische Arbeiten ihrer Kirche kennengelernt. Die Konfirmation blickt nach vorn, sie hat die Zukunft der Jugendlichen und der Gemeinde selbst im Blick. Sie ist ein wichtiger Tag des „Erwachsenwerdens“. Mit der Wahl ihrer Konfirmationssprüche drücken die Jugendlichen ihre große oder noch kleine Verbundenheit mit Gott, ihre Hoffnungen und Sorgen und auch eine Wahl der Werte aus: Was trägt mich und meinen Nächsten? Was gibt in ungewissen Zeiten Richtung und Hoffnung?
Die Pandemie hat nun dieses lebendige Fest des Glaubens mit seinem ermutigenden Blick in die Zukunft der Jugendlichen verhindert. Gleichzeit stellt sie jeden von uns, ja die ganze Gesellschaft vor die Fragen, welche jede Konfirmation begleiten: Was trägt unser Leben? Welche Entscheidungen helfen? Was ist uns wirklich wertvoll?
Mut macht der doch sehr verantwortungsvolle Umgang unserer Politiker mit diesen Fragen. Mut machen die vielen ehrenamtlichen Menschen in Vereinen, Gemeinden und Kirchen, die Einkäufe übernehmen, mit Telefon und Neuen Medien die soziale Isolation erträglicher machen. Dankbar macht die Arbeit der vielen Frauen und Männer in der medizinischen Versorgung, in den Lebensmittelläden, den diakonischen Einrichtungen. Diesmal geht es um mehr als nur das Durchhalten in einer wirtschaftlichen Krise. Wie sehr Leben und Tod, Gesundheit und Lebensqualität von gutem und angemessenem Handeln abhängen, zeigt sich in der Einsicht (fast) aller, die ihr Leben einschränken um das Leben der besonders Gefährdeten zu schützen.
Dass ein moralisches und ethisches Handeln nötig ist um Zukunft zu gewinnen, zeigen Verlust und Trauer der Familien die einen geliebten Menschen an die Krankheit verloren haben. Diese Tage führen uns, ob wir es wollen oder nicht, an die Fragen der Konfirmation: Was darf ich glauben, hoffen im Leben und im Sterben? Der Wochenspruch der Evangelischen Kirche lautet: „Gelobt sei Gott, der uns wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung, durch die Auferstehung Jesu von den Toten“. Vielleicht kennen Sie dieses Bibelwort ja noch aus dem eigenen Konfirmandenunterricht (1.Petrus1, 3)?
Wer sich hat konfirmieren lassen, wer sich Gott anvertraut, der erfährt: Gott ist bei mir, Gott trägt mich, es gibt eine Zukunft. Wir werden noch lange in und mit der Corona Krise leben müssen. Aber dies ist umfangen und getragen von der belebenden Hoffnung, dass auch Gott schon längst, ganz gewiss, in uns und mit uns ist. Das ist kein magischer Schutz, Glaube bewahrt nicht vor einer Infektion. Aber Gott begleitet uns auch in Trauer und Krankheit, auch in ungewissen Zeiten, die dennoch schnelle Entscheidungen fordern und bei jedem Bemühen unseren Nächsten zu unterstützen.
Wie die Konfirmation unsere jungen Menschen Mut machend und segnend in die Zukunft begleitet, so segne Gott alle, die in diesen Tagen Schweres erleben und Schweres entscheiden müssen. Diese lebendige Hoffnung wünsche ich uns allen. Und eines ist gewiss: Die Jugendlichen und ihre Familien werden ihr Fest, ihre Konfirmation, im Sommer erleben! Dies wird auch für die Gemeinden ein schöner und glücklicher Tag werden. Es gibt eben auch in Zeiten der Unsicherheit und Sorge Verlässliches. Darüber freue ich mich. Und wer weiß, vielleicht ist an diesem Tag dann auch unsere Gesellschaft ein wenig erwachsener und verantwortungsvoller geworden.