Verbunden bleiben

Von Pfarrerin Carmen Tomaszweski
Kontaktperson des Evangelischen Gemeindeverbandes Koblenz für die kirchliche Partnerschaft mit Norwich

Als ich es Dienstag im TV sah, dachte ich gleich an unsere anglikanischen Freunde in Norwich. Jetzt tritt der Streit um den Austritt Großbritanniens aus der EU in eine  schwierige Phase. Aufgeheizt, die Debatte. Wie soll man da zu guten Entscheidungen kommen…? Die Mehrheit der Menschen in Norwich wollen gern in der EU mit Europa verbunden bleiben. Sie blicken mit Sorge auf das, was Politiker gerade tun. Als wir im November zum einhundertsten Gedenktag des Weltkrieg-Endes dort waren, wurde das deutlich. Als Deutsche, Franzosen und Engländer haben wir uns am 11. November zum Gottesdienst versammelt, um unsere Verbindung auszudrücken, die wichtiger ist als die Grenzen zwischen uns. Wir haben miteinander gebetet, gesprochen und gegessen, einander kennen gelernt und uns ausgetauscht. Dabei zeigte sich:  wir sind sehr unterschiedlich. In unseren Traditionen, kulturellen Eigenheiten und Ansichten über die Welt. Aber wir begegnen uns. Lernen voneinander. (Ver)suchen Gespräche über Sprachgrenzen hinweg. Wir erleben, wir sind alle Menschen. Wir wünschen uns, dass unser Leben gelingt. Wir wollen lebendig und glücklich sein und den für uns richtigen Weg finden.

Ich lerne immer wieder: das, was ich am Anderen unerträglich finde, ist oft das ist, was ich in mir selbst nicht leiden kann. In meinen äußeren Konflikten spiegelt sich, was in mir drin keinen Frieden hat. Wenn ich das nicht erkenne, bekämpfe ich am Anderen meine eigene ungeliebte Seite. Ich weiß nicht, ob das beim BREXIT so ist. Was wirklich dazu führt, dass die Gemeinschaft unerträglich wird. Doch ich weiß,  dass der Kontakt zu unseren Freunden und Partnern in Norwich bleiben wird, egal wie es da politisch ausgeht. Dass wir  - selbst wenn die Reisen komplizierter werden – nicht davon ablassen werden, miteinander unsere Verbindung zu leben. Sie ist wichtig. Sie dient dem Frieden.

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