Urlaubsgedanken

Von Prädikant Dr. Andreas Metzing
Evangelischer Kirchenkreis Koblenz

Sommerzeit ist Urlaubszeit. Die schönsten Wochen des Jahres sind vor allem deshalb so schön, weil man für einige Zeit all den Zwängen enthoben ist, denen man sich das Jahr über notgedrungen unterwerfen muss. Endlich einmal Ausschlafen solange man will, die Tage nicht nach dem Terminkalender, sondern nach eigenem Geschmack gestalten, und vor allem: viel Zeit mit Menschen verbringen, die einem wirklich wichtig sind. Dafür muss man übrigens gar nicht in die Ferne schweifen - Urlaub in Balkonien hat in der Regel den gleichen Effekt.

Dass wir solche Auszeiten für ein erfülltes Leben brauchen, ist eine uralte menschliche Erfahrung. Hier liegt auch die Wurzel der christlichen Sonntagsruhe, die ihrerseits auf das jüdische Sabbatgebot zurückgeht, wie es uns in den Zehn Geboten im Alten Testament überliefert ist. Regelmäßig sollen wir uns Zeit dafür freihalten, uns auf unseren eigentlichen Ursprung zu besinnen - nämlich dass wir in allem, was wir tun, Geschöpfe Gottes sind, der unser Leben und das der ganzen Welt in seiner Hand hält. In der Auferstehung von Jesus Christus, die die Kirchen an jedem Sonntag feiern, hat er uns das ein für alle Mal gezeigt. Für mich ist das eine Kraftquelle, die mich durch meinen oft anstrengenden und aufreibenden Alltag trägt.

In den Urlaubstagen, ganz gleich ob ich sie auf einer schönen Reise oder Zuhause verbringe, fühle ich mich dieser Quelle oft besonders nahe. Deshalb fällt es manchmal ganz schön schwer, sich nach einer solchen Auszeit wieder auf den Alltagsmodus einzustellen. Könnte man doch ein kleines Bisschen von dieser unbeschwerten Urlaubsleichtigkeit in den Alltag hinüberretten...

Falls Ihr Urlaub noch vor Ihnen liegt, dann wünsche ich Ihnen diese Leichtigkeit, um Kraft für die wirklich wesentlichen Dinge im Leben schöpfen zu können. Und falls er demnächst zu Ende geht oder sogar schon hinter Ihnen liegt, dann hoffe ich, dass Sie auch im Alltag immer wieder kleine Oasen finden, um die Urlaubsauszeit noch etwas nachklingen zu lassen. Jeder Sonntag ist eine Einladung dazu.

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