Was spricht uns an?

Von Ute Lohmann
Pfarrerin an der BBS Wirtschaft Koblenz

Lassen wir uns noch vom Reformationstag, von Allerheiligen oder gar Halloween noch ansprechen? Oder sind es eher die größeren Feste wie Weihnachten und Ostern, auf die wir noch reagieren? Oder … was ist es, was uns noch anspricht? Diese Frage stellte ich mir letztens bei einer Werbung: Viele unterschiedliche Menschen aus verschiedenen Ländern, aus unterschiedlichen Berufs- und Altersgruppen waren in einem dunklen Raum versammelt. Sie verteilten sich auf vorgegebenen weißen Quadraten, in denen jeweils eine Gruppe stand. So gab es Felder mit Flüchtlingen, mit jungen Menschen, mit alten Menschen, mit Pflegepersonal, … Dann stellte ein Moderator Fragen, und die versammelten Menschen mussten sich neu ordnen: Es wurden zum Beispiel ganz alltägliche Fragen gestellt – Wer war früher der Klassenclown? – Wer lebt in einer Patchworkfamilie? – Wer arbeitet in einem sozialen Beruf? – Wem ist der Glaube wichtig? Nach jeder Frage ordneten sich die Menschen neu. Sichtbar wurde durch das neue Zuordnen, wie viel Menschen eigentlich verbindet. Hautfarbe, Religion, Bildungsniveau, Alter – nichts zählte mehr. Der Blick wurde so auf Dinge gerichtet, die nicht so einfach mit Äußerlichkeiten verbunden werden konnten, was aber den Menschen viel mehr auszeichnet und ausmacht und so miteinander verbindet und wovon wir angesprochen werden.
Wovon lasse ich mich also ansprechen? Diese Werbung hat mich angesprochen und mich spüren lassen, dass wir so oft vergessen, wie viel Gemeinsamkeiten wir mit anderen Menschen haben. Oft sehen wir es nicht bei den Menschen, denen wir begegnen, weil wir so beschäftigt sind mit unsren alltäglichen Angelegenheiten. Lassen wir uns doch ansprechen, von den Menschen, die gerade in dieser Zeit unseren Blick brauchen. Lassen wir uns ansprechen von Feiertagen, die uns unseren Glauben sinnlich werden lassen. Lassen wir uns ansprechen von Gott, der uns bei unserem Namen gerufen hat, dass wir in dieser krisenhaften Zeit unsren Halt und unsere Zuversicht nicht verlieren, um gestärkt in unseren Alltag zu gehen und den Menschen zu sehen.

Zurück