Unantastbar!

Pfarrer i. R. Rainer Bärwaldt

Von Pfarrer i. R. Rainer Bärwaldt
Evangelischer Kirchenkreis Koblenz

Die Würde des Menschen ist antastbar. Davon überzeugen uns die Medien in Bild, Wort und Ton tagtäglich. In der global vernetzten Welt ist jede Gräueltat - und wenn sie an den entlegensten Orten der Erde stattfindet - fast unmittelbar bei uns auf dem Schirm. Geradezu unfassbar in  Häufung und Brutalität, was sich in den letzten Zeiten an Menschenrechtsverletzungen abspielt. Traurig, aber leider wahr: Die Würde wird dem Menschen dauernd verletzt und genommen. Was Menschen einander antun, ist unsäglich, zum Weinen, Schreien, Klagen.  Und auch die Täter tasten ihre Würde an.

Da möchte ich manchmal lieber gar nicht hinschauen. Vermutlich lebte es sich dann unbeschwerter.  "Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß."  Aber um welchen Preis? Um den Preis der Gleichgültigkeit, der Verhärtung, der Unbarmherzigkeit und Unmenschlichkeit.  Und so sterben Mitgefühl, Solidarität und Liebe in uns, unsere wichtigsten Eigenschaften, die uns zu Menschen machen. Die Seele verkümmert, die eigene Würde schwindet.

"Die Würde des Menschen ist unantastbar," formuliert  das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland an erster Stelle. Gerade weil sie so verletzlich ist, wird das unübersehbar stark gefordert. Nach dem Unrechtsstaat der Nazi- Diktatur ist das wohl die wichtigste politische Errungenschaft. Sie gilt nicht etwa nur dem deutschen Menschen. Sie gilt jedem Menschen. Da gibt es keine Höherwertigkeit oder Minderwertigkeit. Ich bin mit vielen unendlich dankbar, in einem Land zu leben, in dem das Leitlinie des Denkens und Handelns ist.

"Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und Menschen…" formuliert  die Präambel den (durchaus umstrittenen) Gottesbezug. Damit befinden wir uns auf  dem Gebiet des Glaubens. Das macht Sinn, ist doch  die Menschenwürde unableitbar vorgegeben, nicht durch politische, ökonomische oder sonstwelche Kriterien pragmatisch bestimmt. Der Mensch hat Würde, einfach weil er Mensch ist. Würde man das nicht glauben, könnten einem die Realitäten erhebliche Zweifel  aufkommen lassen.

Wenden wir diese Maxime also an. Konkret in der Flüchtlingsproblematik, in der nötigen weiteren europäischen Vereinigung, im Einsatz für Frieden  und Gerechtigkeit  weltweit, um nur einige Handlungsfelder zu nennen. Ermutigen wir unsere Politiker!

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