Trump regiert die Welt?

Pfarrer i.R. Rainer Bärwaldt

Von Pfarrer i. R. Rainer Bärwaldt
Evangelischer Kirchenkreis Koblenz

Nach seiner Vereidigung am Freitag dieser Woche gilt: Donald Trump ist der 45. Präsident der USA und damit wohl der mächtigste Politiker der Welt. Egal wie wir dazu stehen, auch im Zeitalter des Postfaktischen ist das die Realität und wir werden damit leben. Regiert er damit auch die Welt? Mag er sich noch so größenwahnsinnig gebärden, er ist doch nicht Gott. Darin werden mir auch Agnostiker und Atheisten zustimmen. Auch der mächtigste Herrscher ist ein Mensch. „Bedenke, dass Du sterben musst.“ gilt für ihn ebenso wie für jeden von uns. Daraus folgt, dass Macht immer begrenzt ist. Der 46. Präsident wird folgen, wie denn andere Putin, Erdogan, Hollande, Merkel, May und Assad folgen werden.

In früheren Zeiten war klar: Alle Macht ist von Gott verliehen und muss sich Ihm gegenüber verantworten. Diese Gewissheit ist uns nach Auschwitz und Hiroshima gründlich abhandengekommen. Kann man wirklich noch an Gott glauben, der die Welt regiert? Ist das nicht sträflich naiv? Fördert ein solcher Glaube nicht Gleichgültigkeit gegenüber jedem politischen Engagement? „Gott wird es schon richten.“ Tatsächlich ist ein solches Missverständnis des Glaubens verbreitet.

Echte Religion dagegen kennt hinter dem äußeren Schein Abhängigkeit und Verantwortung vor dem Leben, wie verschieden das auch immer in den unterschiedlichen Religionen ausgedrückt wird, zum Beispiel christlich: Herrschaft oder Reich Gottes.

So stehen Christen weltlicher Herrschaft kritisch gegenüber. „Die Herren dieser Welt gehen, unser Herr kommt.“ Diese Gewissheit formulierte unser späterer Bundesprädident Gustav Heinemann 1950 in mindestens so schwieriger Weltlage wie der unseren. Diese Überzeugung kann uns vor heidnischer Angst vor den Mächten dieser Welt bewahren. Gleichzeitig stellt sich uns die Frage: „Welchen Herren werden wir dienen?“ Den Mächten des Marktes, die dem Profit nachjagen? Der Gier, die Menschenkapital ausbeutet? Dem Krieg, der auf Kosten anderer kriegen will? Der Zerstörung, der die Erde nichts wert scheint? Dem Tod, der keine Zukunft kennt? Dem Hass, der Anderen Lebensrecht abspricht?

All das hat nicht das letzte Wort, sondern die Herrschaft Gottes. Er ruft uns jetzt schon ins Leben. Seine Liebe regiert, wenn sie auch oft verborgen ist wie die Sonne hinter den Wolken.

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