Tag der Deutschen Einheit feiern

Von Pfarrer i.R. Rainer Bärwaldt Evangelischer Kirchenkreis Koblenz

Von Pfarrer i.R. Rainer Bärwaldt
Evangelischer Kirchenkreis Koblenz

„Du sollst neben mir keine anderen Götter haben […] Bei denen, die mir feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation, bei denen, die mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld.“ (Exodus 20)

Von der Wahrheit dieses Gotteswortes sind nicht nur Juden und Christen überzeugt. Die psychologische Erkenntnis, die darin steckt, ist aus mannigfachen leidvollen Erfahrungen bestätigt. Passiert in einer Familie etwas schwer Traumatisierendes -haben Mütter und Väter Schuld auf sich geladen - braucht es drei bis vier Generationen bis das annähernd verarbeitet ist. Man muss das nicht als Strafe Gottes verstehen. In der Tradition des 1. Testamentes, der jüdischen Bibel, ist das ein einfacher Tat und Ergehens-Zusammenhang. Tust Du dieses, so wird es Dir so ergehen. An der Geschichte unseres Volkes kann man das gut ablesen.

Aus der Vergötzung der Nation, der man eine geradezu göttliche Stellung beimaß, folgte der Wahnsinn des 1. Weltkrieges, der 1918 nicht wirklich zu Ende war, sondern kaum eine Generation später zum 2. Weltkrieg aufflammte. Initiator das „tausendjährige deutsche Reich“ - eine Gotteslästerung schon begrifflich – das - Gott sei Dank- nach einer halben Generation schon 1945 zerbrach. Es brachte Verbrechen ungeahnten Ausmaßes über die Menschheit, so dass eine Weiterexistenz der deutschen Nation höchst fraglich war. Sie geschah dann in der Konsequenz in einem geteilten Deutschland, wobei dem Westen klar der bessere Teil zugefallen war. Man übte sich in Wiedergutmachung und anfangs sehr zögerlicher Aufarbeitung der Naziherrschaft, wobei man deutlich sagen muss, dass am Holocaust nichts aufgearbeitet werden kann. Man schuf mit ausländischer Hilfe das Wirtschaftswunder. Der andere deutsche Staat, die DDR, ging am verordneten sozialistischen Experiment fast zu Grunde und brachte in Unterdrückung der individuellen Menschenrechte viel neues Leid über viele Menschen.

Als schon keiner mehr dran glaubte, geschah nach nur zwei Generationen das Wunder der deutschen Vereinigung. Da wurden viele Wunden geheilt und letztlich war es ja auch ein großes Geschenk. Durch westliche Arroganz und Dominanz wurden aber auch große Chancen vertan und neue Wunden zugefügt.

Und heute? Nur eine Generation später erhebt der nationalistische Ungeist erneut sein gotteslästerliches Haupt. Vergötzung der eigenen Nation kann nicht gutgehen. Wie dumm und geschichtsvergessen kann man nur sein, um diesen braunen Spuk zu unterstützen, wenn auch nur durch feiges Schweigen? Wo hat überzogener Nationalismus in der Geschichte schon je etwas Gutes bewirkt? Das Volk in der Bibel kennt als Gottesvolk keine nationalen Grenzen. Da geht es immer ins Universale. Von Abraham an, in dem gesegnet werden sollen alle Geschlechter auf Erden bis zu Christus, der zum Heil aller Menschen kam. Dem entspricht ökumenischer Geist und Einsatz für Europa und weltweit.

In der Gottesliebe und Nächstenliebe, wie sie vorzüglich in den 10 Geboten zum Ausdruck kommt, liegt der Segen, dem die Zukunft gehört.

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