Stärker als der Tod
Von Synodalassessorin Pfarrerin Birgit Becker
Evangelische Kirchengemeinde Koblenz-Mitte
Da liegt was in der Luft, die Spannung ist zu spüren. Drei Jahre lang ist er durchs Land gezogen. Wo er hinkommt, strömen zahlreiche Menschen zusammen, um ihn zu sehen und zu hören. Hätte es damals schon soziale Netzwerke gegeben: die Zahl der „Likes“ und „Follower“ wäre täglich gewachsen. Ebenso die Zahl der Hasskommentare...
Am liebsten würden sie ihn zum Schweigen bringen. Nur wie? Die Lage spitzt sich zu. Die einen wie die anderen warten auf den entscheidenden Moment: wann zeigt er endlich allen, wer er ist? Wann können wir seiner endlich habhaft werden?
Und dann kommt er tatsächlich, dieser Moment: Er kommt in die Hauptstadt. Seine Ankunft wird zum Triumphzug. Jetzt ist alles möglich. Nur fünf Tage später kräht kein Hahn mehr nach ihm. Seine Feinde machen kurzen Prozess mit ihm, und die, die ihm eben noch begeistert zugejubelt hatten, rufen jetzt: „Kreuzigt ihn!“
Es geht um Jesus. An seinen letzten Weg erinnern die Tage der Karwoche, die mit dem Palmsonntag beginnt: Auf einem Esel zieht Jesus in Jerusalem ein. Die Menschen erkennen in ihm den Retter, den Erlöser. Sie schwenken Palmzweige und jubeln ihm zu „Hosianna – Hilf doch!“ Doch dann schlägt die Stimmung um: Jesus weiß, dass es böse enden wird. Er feiert noch einmal in seinem Freundeskreis das Passahmahl. Es wird zum letzten Abendmahl. Judas, sein Freund und Verräter, sitzt mit am Tisch. Und plötzlich geht es Schlag auf Schlag: Jesus wird verhaftet, verhört, gefoltert, zum Tod verurteilt und am Karfreitag hingerichtet.
Die Karwoche zeigt, wie bitter Verrat ist und wie groß Freundschaft. Sie führt bis zum tiefsten Punkt: Ein Mensch stirbt von Gott und der Welt verlassen. Alles aus. Oder doch nicht?
Die Karwoche endet mit Ostern, der größten Hoffnung überhaupt: Gottes Kraft ist stärker als der Tod. Am Ende siegt das Leben.