Sommer ist, was in Deinem Kopf passiert
6. Sonntag nach Trinitatis
Von Pfarrerin Carmen Tomaszewski
Ökumenische TelefonSeelsorge Mittelrhein
Auf der Rückfahrt von der Chorprobe schaue ich auf das Thermometer: 14° C. Abends halb zehn, aber noch hell. Die Straßen sind nass, es fühlt sich herbstlich an. In mir stöhnt etwas auf: DAS soll Sommer sein? Sommer, das wäre doch Sonne, laue Lüftchen, eine Weinschorle auf dem Balkon… bisher Pustekuchen. Es fühlt sich so an, als wäre seit 3 Monaten April. Und ich ertappe mich bei so was ärgerlich Verstimmtem und denk mir, „Krass, dass ich Wetter so viel Macht über mein Erleben gebe!“ Etwas, was ich aus eigener Kraft überhaupt nicht beeinflussen kann. Und was mich doch jeden Tag aufs Neue beschäftigt. „Iiih, es regnet.“ - „Boh ist das heiß heute…“
Mir fällt eine Zeile aus einem Lied der Wise Guys ein: „Scheiß aufs Wetter, egal, ob man friert, Sommer ist, was in deinem Kopf passiert.“ Und denk mir, ja, auch Sommer ist Einstellungssache. Was passiert eigentlich, wenn ich mir statt meiner Erwartungen, wie es sein SOLLTE, Offenheit für das, was kommt, erlaubte? Entstünde da Raum zum Staunen, über das, was gerade ist, wie es ist? Mit vielleicht weniger schlechter Laune?
Das Leben so zu nehmen, wie es gerade kommt, ist für mich Lebenskunst. Offen bleiben für das Unerwartete. Staunen, statt ärgern. Das wirkt wie Gegengift auf die Verunsicherung, die immer wieder in mir aufsteigt und mir Angst macht. Als ich im letzten Sommer Pläne gemacht habe und nicht wusste, ob das alles klappen könnte, schrieb mir ein Freund: „Komm Du mal her, für den Rest sorgt Gott.“ Hab ich dann gemacht, keine Ahnung wie. Ab ins Vertrauen. Und hab gestaunt, weil immer ein neuer Impuls kam. Ein neuer Mensch. Ein neues Erleben. Das Leben hat für mich gesorgt. Oder Gott. Alles durfte da sein. Das war heilsam.
Ich gönne Ihnen in diesem Sommer Freiräume, in so einer Haltung in Ihrem Leben zu forschen. Jenseits der Erwartungen. Und Raum zum Staunen. Eine gute Zeit wünscht