Sing mal wieder!

Von Pfarrerin Margit Büttner, Evangelisches Erwachsenenbildungswerk Rheinland-Süd, Außenstelle Koblenz

Von Pfarrerin Margit Büttner,
Evangelisches Erwachsenenbildungswerk Rheinland-Süd, Außenstelle Koblenz

„Sing, sing mal wieder! Sing, wenn du verlierst. Singen hilft immer – aber nur, wenn du’s probierst! Sing, auch wenn du gewinnst, sing auch dann, wenn alle Leute denken, dass du spinnst!“

So heißt es in einem Lied der Kölner Musikgruppe Wise Guys, von denen man in letzter Zeit leider nicht mehr so viel hört, weil sich die Band 2018 aufgelöst hat. Ich habe sie vor Jahren live erlebt und den Abend genossen. Fünf junge Männer zwischen 30 und 40 Jahren luden ein zum Singen. Und Tausende machten mit, Alt und Jung, stimmten ein in den Sprechgesang, bei dem es nicht um schöne Töne und brillanten Klang ging, sondern um den Ausdruck von Leben, Lebensfreude genauso wie Frust und Enttäuschung.

Viele Menschen trauen sich nicht zu singen. Manchmal ist es Trauer, die den Menschen die Kehle zuschnürt. Andere haben große Hemmschwellen zu überwinden, scheuen sich, frei zu singen. Denn Singen hat mehr noch als Sprechen mit Vertrauen zu tun. Wenn wir singen, dann teilen wir damit nicht nur eine Information mit, sondern wir drücken uns selbst aus und geben uns preis. Beim Singen fallen manche bewussten und unbewussten Blockaden und Kontrollen weg. Und genau davor fürchten sich viele Menschen. Der singende Mensch zeigt sich ungeschminkter, ungeschützter und verletzlicher. Deshalb haben böse Menschen, wie das Sprichwort sagt, keine Lieder. Bosheit kann nicht singen. Singen hat mit Freiheit und Freude zu tun. Singen kann befreien und Freiheit ausdrücken. Im Singen vertrauen wir uns dem Luft- und Lebensstrom an, der durch uns fließt. Das setzt keine ausgebildete Stimme und auch keine emotionale Hoch-Stimmung voraus.

Und so laden die Wise Guys ein, es einfach zu probieren: „Sing! Sing mal wieder - Bach-Choräle, Pop oder Kinderlieder! Sing, sing mit! Band oder Chor, oder sing dir in der Dusche selbst was vor. …
Sing, wenn du bei 'ner Taufe bist, sing, wenn die Taufe schon gelaufen ist, sing zur Beförderung, sing auch bei 'ner Beerdigung!“ Anlässe und Orte zum Singen gibt es ohne Ende. In der Evangelischen Kirche ist dem Singen ein eigener Sonntag gewidmet, der Sonntag „Kantate“ vier Wochen nach Ostern. „Sing mal wieder! Singen hilft immer – aber nur, wenn du’s probierst!“

Zurück