Sie gingen uns voran

20. Sonntag nach Trinitatis

Von Pastor David Rauhut, Koblenz

„STOP“ – das achteckige Schild vor mir lässt keinen Zweifel. Ein kurzer Blick nach rechts und links genügt an dieser Kreuzung nicht. Zu unübersichtlich ist die Situation. Es braucht einen Moment des Innehaltens, einen Stopp, um den Überblick zu erhalten. Erst dann kann ich weiterfahren.

Ein ganz persönliches Halten, Innehalten, mitten in unserem schnelllebigen Alltag, kann ebenso hilfreich sein. Ok, das ist nicht leicht. Die To-do-Liste wächst fortwährend und das Smartphone meldet sich nahezu pausenlos.

Und doch, Momente der Ruhe helfen uns, den Überblick zu behalten: Eine Tasse Kaffee ohne Handy, der Spaziergang an Rhein oder Mosel, die Stille im Wald. Hier komme ich zur Ruhe und hier ist Raum für meine Fragen:

Was in meinem Leben ist wirklich wichtig? Und wie finde ich meinen Weg in Zeiten von Verunsicherung und Werteverschiebungen, von wachsendem Egoismus und gesellschaftlichem Wandel?

Der Blick auf Menschen, die uns vorangegangen sind, kann helfen. Deshalb feiern die Kirchen Allerheiligen und den Gedenktag der Heiligen. Denn zu allen Zeiten gab es sie. Die Menschen, die sich auf Gott ausrichteten und unbeirrt von Umständen für ihn und seine Menschen lebten. Sie sind Vorbilder. Und sie lenken meinen Blick weiter – auf IHN, den sie suchten, für den sie lebten. Sie rufen mir zu: „Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“ (Psalm 124,8)

Bei ihm finde ich Frieden, wenn ich aufgewühlt bin. Bei ihm finde ich Befreiung von Schuld. Bei ihm klärt sich mein Blick für Wesentliches. Und so wird Innehalten zu einem Geschenk. Und jedes „STOP“-Schild am Straßenrand ermutigt mich, noch häufiger diese Zeiten der Einkehr zu suchen.

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