„Selig sind, die den Frieden stiften“

Von Pfarrer Burkhard Leh Evangelische Studierendengemeinde Koblenz

Von Pfarrer Burkhard Leh
Evangelische Studierendengemeinde Koblenz

Es fällt mir von Jahr zu Jahr schwerer, am Volkstrauertag an einer der Gedenkfeiern teilzunehmen. Nicht etwa, weil das ohnehin immer weniger Menschen nötig finden. Ich wünschte, es würden von Jahr zu Jahr mehr. Es ist vielmehr ein Gefühl von Falschheit, das mich bedrängt. Da werden mit vielen gewichtigen Worten die Toten der beiden Weltkriege und all der kleinen und großen Konflikte beklagt. Es vergeht keine Feier, in der nicht der Satz „Nie wieder..“ mahnend in den Raum gestellt wird. Und ich merke, wie mir diese Reden immer mehr als leere Formeln erscheinen.  Es scheint ja einer der dringlichsten Aufgaben unseres Landes zu sein, mehr militärische Präsenz zu zeigen, mehr Geld, Gedanken und Menschen zu investieren in das, was die Menschheit über die Jahrhunderte manchmal mit mehr, viel häufiger mit weniger Erfolg versucht hat: Mit Waffengewalt den Frieden herbei zu zwingen. Viel zu oft hat sich ein Satz von Jesus bewahrheitet: „Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen.“  - Nein, ich bin kein Träumer; eine Welt ohne effektive Gegenwehr, auch mit Androhung und, als ultima ratio, Anwendung von legitimierter Gewalt kann ich mir kaum vorstellen. Und ja, wir haben zu oft auch nur zugeschaut, wenn tausende abgeschlachtet wurden. Aber fällt uns wirklich nichts Anderes, nichts Neues ein? Ich habe es früher oft bewundert, wenn deutsche Politiker (erstaunlich viele Männer!) ihr politisches Gewicht in die diplomatische Waagschale warfen und nicht müde wurden, um Verständigung zu ringen, wo andere schon die Säbel rasseln ließen. Ich träume davon, dass dieses Gewicht wieder mehr Raum bekommt, zu einem Kennzeichen unseres deutschen Beitrages in den Konflikten dieser Welt wird. Dazu ist Mut nötig, wahrscheinlich auch Vertrauen in einen anderen Satz von Jesus: „Selig sind, die Frieden stiften.“ Ich bin sicher, an Waffen hat er dabei nicht gedacht.

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