„Seid untertan der Obrigkeit, die Gewalt über Euch hat.“

Von Pfarrer Burkhard Leh

Von Pfarrer Burkhard Leh
Evangelische Studierenden Gemeinde Koblenz

 

„Seid untertan der Obrigkeit, die Gewalt über Euch hat.“

Am Donnerstag wurde ohne übergroßen Medienaufwand, aber respektvoll an die Attentäter des 20.Juli 1944 gedacht. Was früher kaum möglich erschien, das ehrende Erinnern an Widerstandskämpfer, hat sich inzwischen als völlig legitim etabliert. Man kann sogar sagen, dass man heute eher dankbar ist, dass es Menschen gab, die sich gegen den Unrechtsstaat Hitlers stellten. Sie waren nicht erfolgreich, es waren nicht unzählig viele, aber es gab sie, Gott sei Dank.

Man vergisst manchmal, dass ein Tyrannenmord kein selbstverständlicher Schritt war und ist. Die mögliche Rechtfertigung dafür wurde von Philosophen immer wieder diskutiert, ohne zu einem allgemein bejahten Ergebnis gekommen zu sein. Das erscheint heute manchmal verblüffend, denn auf internationaler Ebene hat man sich fast daran gewöhnt, dass unliebsame Herrscher, die ihre Macht missbrauchen, mit Gewalt aus dem Amt geworfen werden sollen. Die Moral ist da schnell einsichtig verteilt.

Ohne nun alles in den gleichen Topf werfen zu wollen: Kann es da wirklich verwundern, dass gewaltsame Proteste wie etwa beim G-20-Gipfel kaum zu vermeiden sind? Diese „Protestanten“ argumentieren ja ganz ähnlich, wie frühere und andere Widerständler. Für sie sind die G-20-Staaten des Machtmissbrauchs schuldig, unbelehrbar und also nur mit Gewalt veränderbar. Ich halte das für eine recht billige Rechtfertigung der Randale. Aber es erinnert mich daran, dass das Gewaltmonopol des Staates ein kostbares Gut ist, das immer wieder geschützt und gestärkt werden muss. Auch mit einem Vorrang des Vertrauens in den guten Gebrauch der Macht vor der schnellen Kritik an erlebbaren Missbräuchen der Macht seitens der staatlichen Institutionen. Ich stelle mir vor, dass Paulus den Römern das auch damals sagen wollte. Und Raum für kritische Begleitung der Machthaber ist damit ja nicht ausgeschlossen.

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