Schreib mal wieder

Von Pfarrerin Vera Rudolph, Evangelische Kirchengemeinde Koblenz-Lützel

Von Pfarrerin Vera Rudolph
Evangelische Kirchengemeinde Koblenz-Lützel

Während der vergangenen Wochen war viel Zeit zum Aufräumen. Auf dem Speicher steht eine Kiste, in der sich unzählige, fast vergessene Briefe finden: Von der besten Freundin aus der Schulzeit, von der französischen Brieffreundin, von der ersten Liebe, von der Mutter, nach dem Auszug von zuhause. Früher habe ich gern und oft Briefe geschrieben. Heute suche ich nur noch selten ein schönes Briefpapier aus, nehme den Füller und schreibe mit der Hand. Ja, es kostet Mühe: ich muss mir Zeit lassen, kann nicht so viel korrigieren wie mit dem PC und bald schmerzt die Hand. Deshalb ist ein Brief etwas Besonderes: Da hat sich jemand für mich diese Mühe gemacht, um zu gratulieren, um zu berichten, um sich zu bedanken oder um sich etwas von der Seele zu schreiben. Schöne Briefe werden aufgehoben, oft ein Leben lang.

Seit fast 2000 Jahren werden die Briefe aufgehoben, die im Neuen Testament zu finden sind. Damals waren sie das wichtigste Medium, um miteinander im Kontakt zu bleiben, um zu ermutigen oder zu ermahnen, zu bestärken oder zu informieren. Diese Briefe wurden sehr sorgfältig und bewusst formuliert und zu Papyrus gebracht. Später hat man sie immer wieder abgeschrieben und weitergegeben, denn es ging um Wesentliches. Zum Beispiel lesen wir im Ersten Brief an die Gemeinde in Korinth: "Die Liebe hört niemals auf." Was für ein wunderbarer Satz. Gut, dass er erhalten geblieben ist. Da bekommt man doch sofort Lust, selbst wieder einmal zu Papier und Stift zu greifen und jemandem zu schreiben: "Ich denke an dich - du bist mir lieb und wert." Vielleicht ist gerade jetzt die richtige Zeit dafür.

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