Schneller – höher – weiter, oder doch lieber: Dabei sein ist alles?

Pfarrer Burkhard Leh

Von Burkhard Leh
Pfarrer der Evangelischen Studierendengemeinde Koblenz (ESG)

Knapp zwei Wochen ist es her, da konnten wir uns freuen über den unerwartet großen Medaillensegen bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang; zweiter Platz hinter Norwegen in der Nationenwertung; 14mal Gold! Und kaum war das olympische Dorf geleert, da reisten die nächsten Athleten zur Medaillenjagd an, die Paralympics werden jetzt ausgetragen.

Ich bin immer wieder zutiefst beeindruckt darüber, was bei solchen Wettkämpfen Menschen mit einer Behinderung zu leisten vermögen. Sehr oft bekommt man etwas mit von der Lebensgeschichte, die so einem Spitzenwettkampf voraus gegangen ist. Und dann bin ich noch mehr angerührt. 

Aber bleiben wir ehrlich: Auch in den nächsten Tagen wird es vor allem um Medaillen gehen, nur dabei zu sein reicht kaum einem. Schließlich haben die Beteiligten beider Olympiaden hart für diese Wettkämpfe gearbeitet und hoffen nun auf einen entsprechenden Erfolg. Ich gönne den Siegenden ihren berechtigten Jubel und Stolz.

Fragen kommen mir beim Blick auf die Vielen, die es nicht aufs Treppchen schaffen. Für die Mehrheit bleibt am Ende doch nur: Dabei sein war alles. Und dann die viel größere Menge derer, die nicht mal das geschafft haben, nie schaffen können und werden. Ich zum Beispiel: schneller, höher und weiter klappt schon aus Altersgründen nicht mehr. Und dabei war und bin ich auch nicht. Nicht in Pyeongchang, und auch nicht bei all den kleinen Mini-Olympiaden, aus denen ein Menschenleben besteht. Der Kampf um einen der besseren Plätze ist ja Alltag, verlieren geschieht so oft, und schnell gehört man nicht mehr dazu.

Vermutlich ist mir deshalb eine christliche Gemeinschaft so wichtig. Von ihr sagt der Apostel Paulus: Die, die klein und schwach sind, gerade die hat Gott erwählt, gerade die gehören dazu. Bei diesem Gott gilt: Dabei sein ist alles, auch ohne Spitzenleistungen und Medaillen.

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