„Runter vom Baum!“

Von Pfarrerin Margit Büttner, Evangelisches Erwachsenenbildungswerk Rheinland-Süd e.V., Außenstelle Koblenz

Von Pfarrerin Margit Büttner
Evangelisches Erwachsenenbildungswerk Rheinland-Süd e.V., Außenstelle Koblenz

Zachäus, den Oberzöllner aus Jericho, habe ich bereits als Kind kennengelernt. Er hätte mir eigentlich sympathisch sein müssen, weil er so klein war wie ich.
Aber er war auch ein unangenehmer Zeitgenosse und Betrüger, und Kinder haben ein ausgeprägtes Gespür für Unrecht und Gemeinheit.
Außerdem fand ich den Zachäus ein bisschen albern, wie er als erwachsener Mann auf einen Baum klettert, nur um Jesus zu sehen. Dass Jesus ihn da oben findet, so wie man einen seltenen Vogel entdeckt, und dann mit ihm nach Hause zum Essen geht, das hat mich alles nicht wirklich überzeugt.
Heute lese ich die Geschichte anders. Ich sehe einen Menschen, der will, dass sich etwas ändert. Und der den wichtigsten Schritt dazu selber tut.

Was ist geschehen? Jesus besucht die Stadt. Was soll‘s, ich habe nichts zu verlieren, mit mir redet sowieso keiner mehr, denkt Zachäus, geht los, steigt, weil er klein ist, unter den spöttischen Blicken der Leute auf einen Baum, um etwas zu sehen. Er bewegt sich!
Und dann kommt tatsächlich Bewegung in sein Leben: Jesus sieht den kleinen Mann, spricht ihn an: Komm runter! Ich besuche dich nachher in deinem Haus. Sofort steigt Zachäus vom Baum, rennt nach Hause, lässt alles für den Besuch richten und empfängt den Gast zum Essen – mit Freuden, wie es ausdrücklich heißt. Am Ende ist er in der Lage, eine entscheidende Lebenswende zu vollziehen. „Siehe, Herr, die Hälfte von meinem Besitz gebe ich den Armen, und wenn ich jemanden betrogen habe, so gebe ich es vierfach zurück.“

Die Bibel erzählt manche solcher Geschichten. Das Leben selbst erzählt solche Geschichten, wo Menschen sich bewegen, äußerlich und innerlich. Der Geist ist nichts ohne den Körper. Weil Zachäus sich einen Ruck gegeben hat, kommt die Veränderung seines Lebens „in Gang“. Sie beginnt mit dem Körper und führt über das Denken und die Gefühle bis ins praktische Handeln, so dass man am Ende sagen kann: „Heute ist diesem Haus Heil widerfahren“.

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