Respekt - auch vor dem Dreigestirm

Von Pfarrer Burkhard Leh
Evangelische Studierendengemeinde Koblenz

Wenn Sie diese Zeilen lesen, bin ich selber weit weg, fern jeglichen Karnevalstreibens. Ob Koblenz oder Mainz, Düsseldorf oder Köln: Die Hochburgen des närrischen Treibens fliehe ich in diesen Tagen. Das hat mit der Übermenge des Alkohols zu tun, der wohl unvermeidlich dazu gehört, vor allem bei Jugendlichen. Und mit den vielen sexistischen Sprüchen und Verhaltensweisen, die begeistern mich nicht. Und wenn ein erwachsener Mann mit Pumphosen und Federschmuck tanzt, bin ich verwirrt und es kommt meine westfälische Seele zum Vorschein. Spaß: natürlich, aber in Maßen.

Es hätte aber dieses Jahr auch ganz anders kommen können. Beim Zappen blieb ich bei einer Dokumentation über das Kölner Dreigestirn hängen. Es wurde von einem Kamerateam begleitet, über 400 Termine, fast alle in den letzten Wochen der Karnevalszeit. Was mich wirklich beeindruckt hat, waren die vielen Auftritte der Drei Jecken in sozialen Einrichtungen. Ein Besuch bei einer Gruppe Blinder: Sie durften alle die kostbaren Kostüme von oben bis unten anfassen, damit sie auf ihre Weise sehen konnten. Der Prinz wich nicht zurück, hielt die intime Nähe freundlich aus. Und dann auf der Kinderstation bei den Krebskranken. Die Männer mussten alle mit den Tränen kämpfen, aber sie suchten nicht die Flucht in einem eiligen Abgang. Sie schenkten auch hier genauso viel Zeit wie anderswo, und sogar noch ein bisschen mehr. Der Terminchef wurde schon ganz nervös. Ich habe nur gedacht: Respekt, das hätte ich denen nicht zugetraut. Vielleicht waren die Drei Jecken ja inspiriert vom himmlischen „Dreigestirn“. Denkbar wärs, denn der Geist Gottes weht, wo er will. Wäre mein Karnevalsurlaub nicht schon gebucht: ich hätte mir die Drei  aus der Nähe angesehen; von denen könnte ich was lernen.

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