Religiöse Schnittmengen

Von Superintendent Rolf Stahl
Evangelischer Kirchenkreis Koblenz

In diesem Jahr feiern wir ein ökumenisches Jubiläum. Vor 1.700 Jahren im Jahr 325 fand das erste Ökumenische Konzil in Nizäa statt. Heute heißt der Ort İznik. Er liegt in der Türkei zwischen Istanbul und Bursa. Über dreihundert Bischöfe sollen teilgenommen haben. Eingeladen hatte Kaiser Konstantin. Er wollte Frieden im Reich. Dieser war durch Streitigkeiten innerhalb der christlichen Bevölkerung bedroht. Auf dem Konzil wurden Entscheidungen getroffen, an die sich möglichst viele halten konnten. Dazu gehört die Vorlage für das Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel. Er wird bis heute in orthodoxen, katholischen und evangelischen Gottesdiensten verwendet. Es gab auch eine Vereinbarung über die Fastenzeit vor Ostern. Seither dauert sie vierzig Werktage. Jesus hat nach dem Bericht der Evangelien vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet, als er vom Teufel versucht wurde.

Aus vierzig Tagen wurden sieben Wochen, weil Sonntage nach christlichem Verständnis keine Fastentage sind. Später kam es zu einer Kalenderreform. Viele Orthodoxe Kirchen halten am Julianischen Kalender fest. Die Katholischen und Evangelischen haben sich für den Gregorianischen entschieden. Daraus können sich unterschiedliche Daten für das Osterfest ergeben. In diesem Jahr ist das nicht so. Wir fasten und feiern gemeinsam. Dazu kommt diesmal eine weitere Schnittmenge. Der Fastenmonat Ramadan unserer muslimischen Geschwister überschneidet sich mit der ökumenischen Fastenzeit. Das bietet Gelegenheit zu Begegnung und Austausch.

Das ist ein guter Anlass für interreligiöse Konziliarität angeregt durch die Tradition von Nizäa.

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