Religiöse Mehrstimmigkeit

Trinitatis

von Pfarrer Rolf Stahl,
Superintendent, Evangelischer Kirchenkreis Koblenz

Chormusik gilt seit elf Jahren gilt in Deutschland als Teil des Immateriellen Kulturerbes. Solange lange gibt es den offiziellen Eintrag im Verzeichnis der deutschen UNESCO-Kommission. Chorgesang ist tief in der Mitte unserer Gesellschaft verwurzelt. Menschen aller Schichten finden in Chören zusammen. Für viele von Ihnen ist Mehrstimmigkeit selbstverständlich. Anfänge dieser besonderen Chortradition sind im religiösen Umfeld verortet. Gesang und musikalische Rezitation sind bis heute aus Kirchen, Synagogen, Moscheen, anderen Gotteshäusern und Orten des Gebets nicht wegzudenken. Das ist Anlass, um über religiöse Mehrstimmigkeit nachzudenken. Könnte sie nicht auch eines Eintrags als Immateriellen Kulturerbes wert sein? In den vergangenen Wochen war sie besonders eindrucksvoll zu hören. Anfang Juni feierten die jüdischen Gemeinden weltweit das Wochenfest. Schawuot erinnert an den neuerlichen Empfang der Zehn Gebote am Berg Sinai, nachdem Mose die ersten zerbrochen hatte. Gleichdarauf feierten Musliminnen und Muslime das Opferfest. Damit endet die Zeit der großen Wallfahrt nach Mekka. Gedacht wird des Propheten Ibrahim und seines Sohnes Ismael. Fast hätte ihn sein Vater geopfert. Göttlicher Einhalt hat es im letzten Moment verhindert. Gleich nach dem Opferfest stand Pfingsten im christlichen Kalender. In diesem Jahr wurde es sogar gleichzeitig in den Kirchen des Westens und Ostens gefeiert. Als der Heilige Geist über die Jünger kam, wurden sie von allen verstanden. Sie redeten von den großen Taten Gottes. Religiös mehrstimmige Wochen haben wir hinter uns. Sie klingen nach wie ein gemischter Chor zum Lobe Gottes und der Menschen Freude.

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