Regenbogenbunt(d)
Von Pfarrerin Carmen Tomaszewski
Ökumenische TelefonSeelsorge Mittelrhein
Leben ist bunt. Keine zwei Fingerabdrücke sind gleich, keine zwei Leben sind gleich. Unterschiede sind das, was es interessant macht. Schon seit Kindertagen ist für mich der Regenbogen Zeichen für die Buntheit alles Lebendigen, ein Symbol der Hoffnung. Unterschiede, die sich gegenseitig zum Leuchten bringen und nicht bekämpfen.
Ich erinnere mich gut an den Tag, an dem ich aufgebrochen bin zum Studieren. Es war ein furchtbarer Regentag im Oktober, ich fuhr voller Unsicherheit an meinen Studienort. Und dann stand irgendwann ein Regenbogen über der Autobahn. In mir entspannte sich etwas und die Gewissheit wuchs: das wird gut.
In den unsichersten Zeiten der Pandemie haben Kinder Regenbögen gemalt und in die Fenster gehängt: alles wird gut.
In der Friedensbewegung steht der Regenbogen schon seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts für ein Engagement für friedliches Zusammenleben.
Seit den 70er Jahren ist die Regenbogenfahne das Symbol des gay-pride, mit dem queer lebende und liebende Menschen sich zeigen. Es gibt Unterschiede in der Welt. Sie dürfen sichtbar und bunt sein.
Physikalisch ist der Regenbogen die sichtbar gewordene Buntheit des weißen Lichts. Die Farben stecken alle im Licht, auch wenn man sie ohne Prisma nicht sehen kann.
Auch in der Bibel ist der Regenbogen ein starkes Symbol. Er kommt in der Ur-Geschichte vor, in der die Menschen sich erklären, warum die Welt ist, wie sie ist. Am Ende der Sintflut zeigt er, dass Gott sich mit seiner Schöpfung gegen seinen eigenen Zorn verbündet. Gott hängt seinen Bogen (die tödlichste Distanzwaffe) an den (Wolken-)Nagel, weil er gegen seine Welt keinen Krieg mehr führen will. Selbst wenn die Menschen sich immer wieder zu Bösem entscheiden und gegeneinander kämpfen. Gott macht da nicht mit. Seine Schöpfung bleibt. Bunt. Lebendig. Wandelbar. Ein Hoffnungsbild.
Da könnte man glatt was von lernen.
Fotos: Carmen Tomaszewski.