Raumordnungsverfahren im Tiny-House

Von Pastor Stefan Seibel, Freie Evangelische Gemeinde Koblenz

Pastor Stefan Seibel
Freie evangelische Gemeinde Koblenz

 

 

Am Rosenmontag verkündete die Landesregierung, dass das Raumordnungsverfahren für die Mittelrheinbrücke nun offiziell eingeleitet worden ist.

„Raumordnungsverfahren“ – an diesem Wort bleibe ich hängen. Haben Sie schon einmal einen „Raum geordnet“? In Deutschland gibt es dafür sogar ein eigenes Verfahren. Super Sache! Allerdings braucht es Zeit.

Wie ordnet man Räume? Indem man sich Zeit nimmt und Entscheidungen trifft.

Vor einigen Wochen habe ich drei Tage in einem umgebauten Bauwagen verbracht. Es handelte sich um ein sog. „Tiny-House“ – also eine liebevoll eingerichtete Unterkunft, die lediglich aus einem einzigen Raum bestand. Alles Nötige war vorhanden: Tisch, Bett, Stuhl, Küchenzeile, Dusche und WC. Sonst nichts.

Manch einer würde das vielleicht als eine Art Gefängniszelle empfinden. Ich aber habe es eher wie ein modernes Kloster empfunden: Dort fand ich Ruhe und Einkehr, weiten Raum für meine Seele und eine heilsame Ordnung.

Das Bestechende an diesem Ort war seine Klarheit. Dort hatte ich keine Aufgabe, keine Rolle, keinen Titel, keine To-Do-Liste, keine Pflicht und keine Verantwortung. Dort war ein Raum, der mir geholfen hat, mich selbst zu ordnen und mich zu erinnern, wer ich eigentlich bin: ein geliebtes Kind Gottes. Sonst nichts.

Das ist alles, was zählt. Den Rest kann ich fasten. Alles andere ist verzichtbar. Aber wenn ich das vergesse, dann werde ich unruhig und fahrig. Und die Menschen in meinem Umfeld spüren das auch. Stille auszuhalten ist gar nicht so leicht, zeigt mir aber wie (un-)geordnet der Raum in mir aktuell ist.

„Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ sagt König David in Psalm 31,9. Dem dreieinen Gott zu begegnen ordnet den Raum in mir. So gesehen ist Gebet auch ein Raumordnungsverfahren – vielleicht sogar das effektivste überhaupt.

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