Palmsonntag: Jesus zieht in Jerusalem ein!

Palmsonntag

Von Pfarrer Edwin Dedekind
Evangelische Kirchengemeinde Bendorf

Denn wer als Krieger einzieht, kommt auf einem Pferd und ist bewaffnet. Jesus möchte ein Friedensbringer sein und weint über Jerusalem, da diese Stadt auch zu seiner Zeit keinen Frieden gefunden hat. Was sich in den letzten Monaten in Israel und Gaza abspielt, ist kaum mehr zu verkraften. Wie findet diese Region wieder Frieden? Wie kann es in unserer kriegsgerüttelten Welt mehr Frieden geben? Warum lernen wir Menschen nicht aus den Fehlern der Vergangenheit, sondern werden immer wieder zu Verursachern von Gewalt, Bösem und Unfrieden?

Jesus zieht in Jerusalem ein, friedlich auf einem Esel. Er will keinen Krieg und keine Waffen in die Hand nehmen. Er kommt in Frieden und bietet uns ganz persönlich seinen Frieden an. Aber um diesen Frieden zu erlangen, ist es wichtig, ihn auch zu wollen und offen dafür zu sein. Erinnern Sie sich, was Jesus gelehrt hat? „Liebe deine Feinde! Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst.“ Können wir das wirklich? Aus eigener Kraft bestimmt nicht. Aber Jesus kann es in uns bewirken und ich bete dafür, dass immer mehr Menschen mit Hilfe des Heiligen Geistes zu Friedensbringern werden. Als Jesus völlig unschuldig ans Kreuz genagelt wird und in Schmerzen am Kreuz hängt, betet er für die Menschen, die ihm das angetan haben: „Vater, bitte vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Er liebt selbst die, die ihn ans Kreuz genagelt haben und dafür verantwortlich waren! Jesus hat nicht zur Gewalt aufgerufen oder zu den Kriegen dieser Welt beigetragen. Sein Reich ist ein anderes und nicht von dieser Welt. Es ist ein Reich, das im Herzen der Menschen zu wachsen beginnt, ein Reich, wo Hass mit Liebe ersetzt wird und Rache mit Vergebung. Was wäre, wenn die Machthaber unserer Zeit begreifen würden, wie dieses neue Reich Gottes aussieht und wie wunderbar es ist, in diesem Reich zu leben und zu arbeiten.

Ich saß einmal in Südafrika im Johannesburg Central Prison neben einem Häftling. Er hatte den Gefängnisgottesdienst mitgestaltet und strahlte übers ganze Gesicht. Nach dem Abendmahls-gottesdienst mit 200 Schwerverbrechern berichtete er mir von 8 Personen, die er ermordet hatte. Ein wenig später erzählte er davon, wie er Jesus kennengelernt und zum ersten Mal in seinem Leben Liebe erfahren hatte, die sein Leben komplett veränderte. Mir war in diesem Moment die Liebe Jesu unverständlich. Wie konnte ein solcher Mörder geliebt werden? Aber Jesus hat ja auch zu dem Mann neben ihm am Kreuz gesagt: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein!“ Ich bete jeden Tag dafür, dass ich wie Jesus lieben kann, bedingungslos und grenzenlos, damit auch ich zum Friedensbringer werde in einer Welt, die mehr denn je seinen Frieden braucht.

Schalom

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